Multiple Sklerose und der Darm: Patienten mangelt es an gesunder Darmflora

Patienten mit Autoimmunerkrankungen könnten von Propionaten stark profitieren

Von Cornelia Scherpe
9. August 2016

Multiple Sklerose ist ein neurologisches Leiden, bei dem nach und nach Nervenzellen absterben. Die chronische Krankheit ist bisher nicht heilbar und schon allein deswegen sind weltweit Forscher damit beschäftigt, neue Erkenntnisse über MS zu sammeln.

Nun haben mehrere Untersuchungen gezeigt, dass bei Multiple Sklerose die Darmflora der Betroffenen häufig von der Norm abweicht. Die MS-Patienten haben zu wenig "gute" Bakterien im Magen-Darm-Trakt. Mit dieser Entdeckung geht zugleich ein möglicher Therapieansatz einher: Durch die Vergabe von Propionaten könnte MS ausgebremst werden.

Propionate als Immunbremse

Propionate kennt man seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Lange Zeit wurden diese kurzkettigen Fettsäuren aber nur genutzt, um Lebensmittel zu konservieren und damit länger haltbar zu machen. Erst in der jüngsten Medizingeschichte hat man erkannt, dass Propion-Säuren einen positiven Effekt auf den Darm haben. Die kurzkettigen Fettsäuren sind für nützliche Darmbakterien interessant:

  • Wo genügend Propionate sind, fühlen diese Mikroorganismen sich heimisch.
  • Nimmt ein Mensch dagegen zu wenig kurzkettige Fettsäuren auf, schwindet ihre Zahl.

Durch die Förderung guter Darmbakterien gestalten Propion-Säuren das Immunsystem mit und sorgen für eine gesunde Balance. Das bedeutet, dass ein zu aktives Immunsystem gebremst werden könnte.

Vielversprechender Ansatz gegen Autoimmunerkrankungen

Bei MS handelt es sich um ein Autoimmunleiden und Patienten mit Autoimmunerkrankungen könnten daher von Propionaten stark profitieren. In Experimenten mit Tieren hat sich bereits gezeigt, wie Entzündungsreaktionen abnehmen und zwar nicht nur unmittelbar im Darm, sondern im gesamten Körper.

Vielversprechend ist der Ansatz vor allem, da die Propionate zwar indirekt ein zu aktives Immunsystem bremsen, aber nicht in die notwendige Arbeit der Abwehrkräfte eingreifen. Das bedeutet, dass bei echten Infektionen die Immunzellen nicht in ihrer Arbeit gestört werden.