Multiple Sklerose und Stillen: Wer sein Kind stillt, senkt das eigene Risiko

MS-Patientinnen haben während der Schwangerschaft weniger Schübe - Risikominimierung durch Stillen

Von Cornelia Scherpe
1. August 2017

Noch immer gibt es viele Punkte, die im Bezug auf Multiple Sklerose im Dunkeln liegen. Die Krankheit wird daher nach wie vor über viele Studien erforscht. Bereits vor einiger Zeit konnte an der Standford Universität nachgewiesen werden, dass MS-Patientinnen während einer Schwangerschaft deutlich weniger Krankheitsschübe erleben.

Nach der Entbindung steigt deren Zahl wieder drastisch, wenn die Frau ihr Kind nicht stillt. Gibt sie ihm allerdings die Brust, bleibt zunächst die Risikominimierung bestehen. Schwangerschaft und Stillzeit bewirken demnach hormonelle Veränderungen, die bei Multiple Sklerose positiv auf die Gesamtverfassung wirken.

An der Standford Universität fragte man sich daher, ob auch Frauen ohne etablierte MS davon profitieren. Senkt sich eventuell das Risiko auf eine Erkrankung, wenn man Mutter ist und lang genug gestillt hat?

Geringeres Risiko durch Stillen sowie bei spät einsetzender Regelblutung

Um diese Frage zu klären, wurden 397 Frauen mit MS oder der Vorstufe CIS mit 433 gesunden Frauen verglichen. Alle hatten ein Kind entbunden, jedoch nicht in jedem Fall für längere Zeit die Brust gegeben.

Von den gesunden Müttern hatten 85 länger als 15 Monate gestillt, in der Gegengruppe nur 44 Frauen. Der gesundheitliche Werdegang der Frauen zeigt, dass ein langes Stillen das MS-Risiko tatsächlich halbieren könnte.

Ein weiterer Faktor, der offenbar die individuelle Gefahr verkleinert, war laut Angabe der Forscher ein spätes Einsetzen der ersten Regelblutung ("Menarche"). Frauen, die erst nach dem 15. Lebensjahr ihre erste Periode gehabt hatten, erkrankten ebenfalls seltener an MS.

Diese Beobachtung passt zu anderen Studien, die eine späte Menarche mit einer kleineren Anfälligkeit für Krankheiten in Zusammenhang bringen konnten. Keinen Einfluss auf das MS-Risiko hatten dagegen die Anzahl der Schwangerschaften im Leben, das Alter bei der ersten Entbindung und die Einname oder der Verzicht auf hormonelle Verhütung.