Musikalische Chinesen: Muttersprache beeinflusst offenbar die Musikalität

Viele Menschen hören gern Musik, aber musikalisch ist man deswegen noch lange nicht. Wie gut das eigene Ohr unterschiedliche Tonhöhen wahrnehmen und bei Gesang und Instrumentalspiel nutzen kann, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab.

Bisher wenig Beachtung hat die Muttersprache als Einflussfaktor geschenkt bekommen. Eine aktuelle Studie sieht jedoch genau darin eine Komponente für Musikalität.

Die Forscher baten 180 Kinder im Alter von fünf Jahren zum Test. 90 Jungen und Mädchen kamen aus China, die andere Hälfte aus den USA.

Entscheidend ist das Tonhöhen-Muster

Warum entschieden sich die Forscher für die Muttersprachen Mandarin und Englisch? Das Englische ist eine vergleichsweise monotone Sprache, während Mandarin eine tonale Sprache ist. Das für uns beispielsweise gleich scheinende "Ma" kann im Chinesischen je nach Aussprache ein komplett anderes Wort sein; von "Mutter" bis "Pferd".

Die Tonhöhe beim Aussprechen besitzt daher eine große Bedeutung in der Sprache. Anders ist das im Englischen: Hier werden nur Fragen durch nach oben ausklingende Sätze angezeigt und Gefühle transportiert. Auch das Deutsche funktioniert ähnlich.

Die Testreihen mit den Kindern zeigten, dass die jungen Chinesen das bedeutend musikalischere Gehör hatten. Man spielte allen verschiedene Sequenzen vor und bat jedes Kind, die Klangfolgen zu vergleichen. Welche waren identisch, welche nicht?

In einem zweiten Versuch ging es um die Frage, wann unterschiedliche Instrumente spielten. Letztere Frage beantworteten allen Kinder gleich gut, doch feine Unterschiede in ähnlich klingenden Klangfolgen bemerkten vor allem die Chinesen.

Die Forscher sind von den Ergebnissen nicht überrascht. Mandarin als täglich gehörte Muttersprache hat die Jungen und Mädchen dieser Gruppe bereits frühkindlich darauf trainiert, Tonhöhen-Muster zu unterscheiden. Ohne diese Fähigkeit hätten Sie Probleme, ihr Umfeld zu verstehen und sprechen zu lernen.