Neue Therapie verbessert Neglect nach dem Schlaganfall

Kleine Stromstöße lassen Neglect-Patienten die linke Körperhälfte besser wahrnehmen

Von Cornelia Scherpe
12. Januar 2015

Viele Menschen haben nach dem Schlaganfall einen sogenannten "visuell-räumlichen Neglect". Dabei ist ihre Wahrnehmung der linken Körperhälfte und die Verarbeitung aller Informationen im linken Gesichtsfeld gestört. Die Betroffenen spüren also Berührungen schwächer, stoßen sich oft die linke Körperhälfte und sehen nie nach links.

Diese Einschränkungen können im Alltag nicht nur störend sondern lebensgefährlich werden; etwa beim Gang über die Straße. Ärzte haben daher nach einer Möglichkeit gesucht, den Neglect zu verbessern. Eine neue Therapie wurde nun mit ersten Freiwilligen getestet und ist viel versprechend.

Stromstoß-Behandlung zur besseren Wahrnehmung

Für die Behandlung erhielten die 24 Patienten leichte Stromstöße, die auf das Gleichgewichtssystem einwirkten. Die elektrischen Impulse sind aber so gering, dass sie unter der Wahrnehmungsschwelle liegen und daher für den Patienten weder schmerzhaft noch unangenehm sind.

Die Hälfte der Patienten hatte ein Neglect, die übrigen dienten als Kontrollgruppe. Alle Probanden waren während der Behandlung mit den Stromstößen gebeten worden, einige Aufgaben zu absolvieren. Dabei war ihre visuell-räumliche Wahrnehmung der linken Körperseite getestet worden.

Zur Kontrolle ließ man sie solche Aufgaben auch während einer Scheinbehandlung durchführen. Da die Patienten die elektrischen Impulse ohnehin nicht spüren konnten, war dies einfach. Sie bekamen die Elektroden angelegt, ohne dass der Strom angeschaltet wurde.

Therapie bisher sehr wirkungsvoll und ohne Nebenwirkungen

Während der Scheintherapie zeigte sich bei keinem Patienten eine deutliche Verbesserung der Fähigkeiten, wodurch man den Placeboeffekt ausschließen konnte. Gleichzeitig wurde deutlich, wie wirksam die tatsächliche Therapie mit Strom war. Durch die Behandlung besserte sich bei den Neglect-Patienten die Leistung um 30 bis 50 Prozent.

Auch die Befragung zeigte, dass die Betroffenen selbst spürten, dass sie die linke Seite wieder besser wahrnehmen konnten. Nebenwirkungen traten bisher keine auf, weshalb die Forscher sehr zuversichtlich sind, dass die neue Therapie sich schon bald etablieren wird.