Online-Ärzte in der Kritik

Von Cornelia Scherpe
23. Juli 2012

Die Stiftung Warentest bewertet schon längst nicht mehr nur Nahrungsmittel und co. In der Zeit von PC und Internet beschäftigt man sich zunehmend mit den Produkten und auch Gefahren der virtuellen Welt. Aktuell hat die Stiftung Warentest die Online-Ärzte genauer betrachtet und äußert nun deutliche Kritik.

Virtuelle Behandlungen in Foren, Chats und via Email sind längst keine Ausnahme mehr. Besonders Leiden, die mit einem Tabu belegt sind, werden gern im Internet vorgestellt und nicht mehr von Angesicht zu Angesicht. Dazu gehören Probleme wie Inkontinenz oder Erektionsstörungen. Doch was für Patienten aufgrund von Scham und Zeitersparnis vielleicht angenehmer ist, birgt diverse Gefahren. Im Internet können Ärzte Ratschläge erteilen, doch das ersetzt keine körperliche Untersuchung. Zudem besteht immer die Gefahr, dass man Pseudo-Mediziner gerät und falsche Vorschläge unterbreitet werden. Beides kann im Extremfall lebensgefährlich werden.

So bekam eine Testerin auf einer Plattform ohne Probleme ein Rezept für ein Antibiotikum, nachdem sie in einem Fragebogen angegeben hatte, dass sie Blut im Urin habe. Diese Behandlung ist mehr als fahrlässig. Zum einen kann man so an verschreibungspflichtige Medikamente gelangen, ohne tatsächlich krank zu sein und zum anderen wäre ein Urintest oder eine Blutanalyse dringend notwendig, wenn die Patientin tatsächlich Blut im Urin gehabt hätte. Ernste Leiden, bis hin zu Tumoren sind bei diesem Symptom denkbar.

Die Verbraucherschützer betonen daher noch einmal: alle "Diagnosen" im Internet sind keine medizinischen Diagnosen, sondern schlichtweg Vermutungen. Daher sollte man sich in virtuellen Welten höchstens Ratschläge holen, jedoch nicht den Gang zum Arzt damit ersetzen.