Persönlichkeitsmerkmale lassen sich in den Nervenverbindungen des Gehirns ablesen
Verknüpfungen im Gehirn sind verantwortlich für Verhaltensmuster und Charaktereigenschaften
Trotz aller medizinischen Fortschritte ist das menschliche Gehirn an sich noch immer ein Rätsel für die Wissenschaft. Seine Komplexität übersteigt das Verständnis, das wir bisher haben. Hirnforscher lassen sich davon natürlich nicht entmutigen und gehen den Rätseln des Hirns weiter auf den Grund. Eine aktuelle Untersuchung hat dabei eine faszinierende Erkenntnis zu Tage gefördert: Persönlichkeitsmerkmale lassen sich teilweise daran ablesen, wie die Nervenzellen untereinander verbunden sind.
Funktionsweise des Gehirns
Das Gehirn besteht aus einer riesigen Gemeinschaft an Nervenzellen, auch Neuronen genannt. Diese Zellen sind in sehr komplizierten Bahnen miteinander vernetzt. Sie bilden einzelne Regionen und "Straßen", um diese Regionen zu verbinden. Wie daraus Charaktereigenschaften und Verhaltensmuster werden, kann man bisher noch nicht sagen. Was die neue Studie aber gezeigt hat, ist ein Zusammenhang zwischen "Straßen" und positiven versus negativen Eigenheiten.
Die Studie
Für diese Erkenntnis nutzte man die Technik der funktionellen Magnetresonanztomographie (kurz fMRI) und fertigte Hirnscans von insgesamt 1.200 Freiwilligen an. Komplett ausgewertet wurden bisher 500 dieser Daten. Bereits darin kann man ablesen, dass die Verknüpfungen zwischen insgesamt 200 untersuchten Hirnregionen bei jedem Menschen unterschiedlich stark oder schwach ist. Die Forscher ließen psychologische Profile der Teilnehmer anfertigen und verglichen dann die Charakterzüge mit den Hirnscans. Es zeigte sich, dass Probanden mit Eigenschaften wie
- einem hohen Bildungsniveau,
- gutem Einkommen und
- allgemeiner Lebenszufriedenheit
ähnliche Muster hatten. Die Hirnscans zeigten bei Menschen dieser Gruppe also eine vergleichbare Aktivität. Gleichzeitig waren die Aktivitätsmuster derer ähnlich, die negative Züge wie
- Reizbarkeit,
- Suchtverhalten und
- Neigungen zu Straftaten
hatten. Bei ihnen waren andere Verknüpfungen als in Gruppe 1 ausgeprägter.
Die Studie ist nur der Auftakt zu weiteren Untersuchungen des menschlichen Gehirns. Die Forscher hoffen, bald zu lernen, welche Muster genau für welche Verhaltensweisen und Talente entscheidend sind. Dies würde auch der Medizin ganz neue Möglichkeiten geben, Patienten mit Störungen zu helfen.
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Quelle
- http://www.wissenschaft.de/leben-umwelt/hirnforschung/-/journal_content/56/12054/8160210/Positiv-verdrahtet%3F/ Abgerufen am 14. Oktober 2015