Schlechte Wohngegend lässt das Risiko für Diabetes stark steigen

Menschen in sozial benachteiligten Stadtgebieten erkranken häufiger an Adipositas, Bluthochdruck oder Diabetes

Von Cornelia Scherpe
13. August 2018

Soziologen sprechen von sozioökonomisch benachteiligten Stadtteilen, wenn in den Bereichen vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen, geringer Bildung und einer insgesamt schlechten Zukunftsperspektive leben. Meist ist dort auch die Kriminalität sowie Arbeitslosigkeit vergleichsweise hoch.

Einer aktuellen Studie zufolge erkranken die Anwohner solcher Stadtteile auch überdurchschnittlich häufig an Diabetes. Zu diesem Schluss kommen Forscher aus Finnland, die insgesamt 3.467 Menschen von ihrer Kindheit an begleiten durften. Die Teilnehmer waren sechs bis 18 Jahre alt als die Studie 1980 begann und berichteten in Interviews regelmäßig über ihre Lebenssituation der vergangenen drei Jahrzehnte. Zudem durften die Forscher achtmal Blut entnehmen und so den Blutzucker sowie den Insulin- und Cholesterinwert bestimmen.

Höheres Risiko für Adipositas, Bluthochdruck und Diabetes

Wer in sozioökonomisch benachteiligten Stadtteilen lebte, bewegte sich deutlich seltener und ernährte sich ungesünder. Obst und Gemüse standen zu selten auf dem Speiseplan, dafür Süßigkeiten und Fast Food. Im Kindes- und Jugendalter begannen zudem viele mit dem Rauchen. Spätestens ab dem 20. Lebensjahr stieg der BMI und ab 30 Jahren auch der Blutdruck. Bei der aktuellsten Auswertung waren die Männer und Frauen nun zwischen 33 und 48 Jahren alt und offenkundig durch ihre Wohngegend geprägt worden. Das Adipositas-Risiko war bei jenen in benachteiligten Wohngebieten um 44 Prozent erhöht und das Hypertonie-Risiko war um 83 Prozent größer. Am interessantesten für die Forscher waren jedoch die Blutanalysen. Das Risiko für Diabetes war in sozioökonomisch schwierigen Stadtteilen um das Vierfache erhöht. Die Cholesterinwerte hingegen waren bei allen Gruppen vergleichbar.

Nahrungsangebot und Sportmöglichkeiten verbessern

Um die Gesundheit zu fördern, ist es wichtig, dass auch Supermärkte in benachteiligten Gebieten mehr Obst und Gemüse sowie gesunde Säfte anbieten. Meist ist das Angebot sehr stark begrenzt, da die Preise dafür insgesamt höher sind und das Interesse der Menschen kleiner. Das jedoch löst einen Teufelskreis aus, da in jungen Jahren die Essgewohnheiten stark geprägt werden. Kinder "lernen" so ein ungesundes Essen als Norm.

Hilfreich dürften auch mehr Parkanlagen und Sportangebote vor Ort sein. So kann die Jugend ins Freie gelockt werden.