Schmerzen kann man sich einreden: Wissenschaftler finden Gegenstück zum Placebo-Effekt

"Nocebo" - Patienten, denen gesagt wird, Schmerzen würden zunehmen, empfinden dies tatsächlich

Von Laura Busch
9. November 2010

Wissenschaftler aus Mainz und Hamburg haben unter Leitung von Arne May, Neurowissenschaftler am Uniklinikum Hamburg (UKE), eine Studie zu Schmerzempfinden durchgeführt.

Der "Nocebo-Effekt"

Dabei wurden Probanden einer Hitzequelle ausgesetzt. Der einen Gruppe erklärte man, es sei zu erwarten, dass die Schmerzen würde von Tag zu Tag zunehmen, der anderen erklärte man dies nicht. Tatsächlich hätten die Schmerzen durch den Gewöhnungseffekt aber eigentlich abnehmen müssen. Die Probanden, die mit der falschen Zusatzinformation versorgt worden waren, empfanden tatsächlich nicht mehr Schmerzen, aber auch nicht weniger.

Der Gewöhnungseffekt setzte bei ihnen also nicht ein. "Wir nennen das den "Nocebo-Effekt", so May. Es handele sich um eine Art negativen Placebo-Effekt, wenn sich der Patient selber kranker oder belasteter fühle, als er sei, nur weil er bestimmte Informationen erhalten habe.

Weiter geleitete Informationen genau abwägen

"Damit haben wir den Beweis, dass sich schon eine einmalig gegebene Information auf das Schmerzerleben auswirken kann", erklärte May weiter. Die Forscher appellierten an Ärzte und Krankenhauspersonal, sehr genau abzuwägen, was für Informationen an den Patienten weitergegeben würden.