Schützen Cranberrys die Blase doch nicht vor Infekten?

Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Einnahme offenbar gar keine Schutzfunktion für die Blase hat

Von Cornelia Scherpe
4. November 2016

Blasenentzündungen sind vor allem für viele Frauen eine leidiges Thema. Immer wieder kommt es zu schmerzhaften Infekten und Antibiotika müssen genommen werden. Seit vielen Jahren gibt es die Theorie, dass Cranberrys ein natürlicher Helfer für die Blase sind. Während hierzulande Cranberrys aus den USA gekauft werden, setzen die US-Amerikaner ihrerseits auf das deutsche Gegenstück, die Preiselbeere.

Beide gehören zur selben Pflanzenfamilie und werden auch in Kapselform als Nahrungsergänzungsmittel verkauft. Das ist sinnvoll, da kaum ein Mensch täglich so viele Cranberrys essen möchte, wie laut der Theorie für eine Schutzwirkung notwendig wären.

Cranberrysextrakt in der Studie

Eine aktuelle Studie zeigt jedoch, dass die Einnahme offenbar gar keine Schutzfunktion für die Blase hat. Die Studie aus den USA arbeitete mit Pflegeheimen zusammen und betreute auf diese Weise 185 Seniorinnen. Im Schnitt waren die Damen 86,4 Jahre alt und 31 Prozent von ihnen hatten in Urinproben verschiedene Bakterienkulturen, die mit Blasenentzündungen im Zusammenhang stehen. Entsprechend waren auch Entzündungszellen nachzuweisen.

Die Kontrolle des Urins erfolgte alle acht Wochen über insgesamt ein Jahr. In dieser Zeit erhielten die Frauen täglich entweder Placebo-Kapseln, oder Kapseln mit Cranberrysextrakt.

Kein nachweisbarer Effekt

Obwohl durch die Pflegeheime sichergestellt werden konnte, dass mindestens 80 Prozent der Frauen tatsächlich die Kapseln regelmäßig einnahmen, zeigten sich keine Veränderungen in den Urinproben:

  • Über die Monate hinweg blieb die Konzentration der Bakterien und Entzündungszellen in beiden Gruppen bei 29,1 und 29,0 Prozent. Die Einnahme der Kapseln hatte demnach keinerlei Auswirkungen auf den Schutz der Blase.

  • Auch die Anzahl der tatsächlich auftretenden Harnwegsinfektionen war vergleichbar. In der Placebogruppe kam man auf zehn und in der Gegengruppe auf 12 Blasenentzündungen innerhalb des Beobachtungsjahres.