Selten, aber möglich: Alzheimer kann durch Operationen übertragen werden

Eine aktuelle Studie widerlegt die bisherige Annahme, dass Alzheimer an sich nicht ansteckend ist

Von Cornelia Scherpe
10. September 2015

Morbus Alzheimer ist eine gefürchtete Erkrankung, bei der schrittweise Hirnzellen absterben. Die Patienten verlieren durch die Degeneration Teile ihres Gedächtnisses und verändern oft ihre Persönlichkeit.

Ansiedlung fehlerhafter Eiweiße

Neurologen beschäftigen sich seit vielen Jahren mit der Alzheimerkrankheit und wissen inzwischen, dass die Hirnzellen absterben, da Verklumpungsprozesse stattfinden. In diesem Zusammenhang hört man oft von den sogenannten Plaques. Das sind Eiweiße, deren Struktur fehlerhaft ist und die daher Ablagerungen bilden. Gesunde Nervenzellen in der Nähe werden quasi mit "Müll" umgeben und "ersticken".

Bisher dachte man, dass Alzheimer an sich nicht ansteckend ist, doch eine aktuelle Studie widerlegt dies. In seltenen Fällen kann die Krankheit von einem Menschen auf einen anderen übertragen werden: bei Operationen. Es ist möglich, dass sich die fehlerhaften Eiweiße aus dem Gehirn eines Alzheimer-Patienten bei Kontakt mit dem Gehirn eines gesunden Patienten in diesem neuen Umfeld ansiedeln.

Plaque-Übertragung auf dem OP-Tisch

In der betreffenden Studie ging es um bereits verstorbene Menschen, die an einer Wachstumsstörung gelitten hatten. Sie hatten daher als Kinder eine Hormonspende erhalten. Bei diesen Spendern handelte es sich ebenfalls um Verstorbene, die sich zu Lebzeiten als Spender registriert hatten.

Ihr Gewebe war nach dem Tod also zu Entnahme freigegeben. Zur Gewinnung der Wachstumshormone muss man die Hirnanhangsdrüse entnehmen und wenn die Verstorbenen an Alzheimer gelitten hatten, war es möglich, dass Plaques bei die OP ebenfalls übertragen wurden.

Da die Empfänger ebenfalls früh verstorben waren (sie waren zwischen 36 und 51 Jahren geworden), konnte man über ein Ausbrechen von Alzheimer bei ihnen keine Rückschlüsse ziehen. Man untersuchte aber die Gehirne und fand bei ihnen Plaques. Das ist ungewöhnlich in diese Altersgruppe. Analysen von einer Vergleichsgruppe ohne Hormonspende zeigten keine Plaques. Es hat daher mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Übertragung stattgefunden.

Keine Ansteckungsgefahr im Alltag

Die Forscher der Studie betonen aber mit Nachdruck, dass die Übertragung von Alzheimer auf diese besonderen OP-Situationen beschränkt ist. Eine Ansteckung im Alltag ist nicht zu befürchten.