So sitzt der gelernte Stoff wirklich bei der Prüfung

Von Katja Seel
24. Mai 2012

Kurz vor einer wichtigen Prüfung geraten viele Studenten in Panik. Sie glauben dann, durch besonders zeitintensive Lernphasen eine optimale Vorbereitung erreichen zu können. In Wahrheit dient dieses Konzept maximal dazu, ein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Denn nach den Erkenntnissen der Forschung behalten wir Erlerntes am besten, wenn wir einige wichtige Regeln beachten.

Zunächst einmal ist es wichtig, sich Lerneinheiten zu setzen und diese nicht überzustrapazieren. Sie sollten nicht länger als 45 Minuten dauern. Danach ist die erste Pause fällig. Kurze, über den Tag verteilte Lernphasen sind bei weitem effektiver als krampfhaftes Pauken über mehrere Stunden. Da sich verschiedene Lerninhalte gegenseitig verdrängen und für Verwirrung sorgen können, ist es grundsätzlich nicht ratsam, für zwei verschiedene Prüfungen gleichzeitig zu lernen. Durch die Strukturierung des Schul- und Universitätssystems lässt sich das jedoch nicht immer vermeiden. Daher sollte man zwischen unterschiedlichen Lernstoffen eine großzügige Pause einlegen, am besten sogar einen ganzen Tag.

Zwischen den Lerneinheiten empfiehlt es sich, eine Runde joggen oder radfahren zu gehen, um sich geistig wieder fit zu machen. Ausreichender Schlaf ist ein weiteres wichtiges Kriterium. Tatsächlich findet ein wichtiger Teil der Wissensaneignung im Schlaf statt. So zeigten wissenschaftliche Experimente eindeutig, dass sich Probanden, die zwischen dem Aneignen und der Reproduktion von Wissen eine kurze Schlafphase einlegen durften, besser abschnitten. Bei den ausgeruhten Versuchsteilnehmern zeigte sich daneben beim Abfragen des Wissens eine größere Hirnaktivität. Deshalb sollte man besonders in der Nacht vor der Prüfung ausreichen schlafen. Generell hat ein täglicher Mittagsschlaf von 10 bis 20 Minuten eine positive Wirkung auf die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Da die meisten Menschen am frühen Nachmittag einen starken Leistungsabfall erleben, sollten geistig herausfordernde Aufgaben möglichst nicht in diese Zeitspanne gelegt werden.

Während des Nachtschlafs werden die Glukosespeicher der Leber aufgebraucht. Um geistig fit in den Tag zu starten, empiehlt sich daher ein Frühstück mit viel Obst und kohlenhydratreichen Lebensmitteln. So ist das Gehirn am Vormittag bestens gerüstet, um sich Wissen anzueignen. Daneben haben Forschungen gezeigt, dass auch der Ort des Lernens einen Einfluss auf den Lernerfolg hat. So konnten sich Probanden am besten an Lerninhalte erinnern, die sie an demselben Ort reproduzieren mussten, an dem sie sie sich angeeignet hatten. Daher ist, so schön es auch sein mag, das Lernen auf einer sonnigen Wiese im Park nicht zu empfehlen.