Stillen senkt bei Kindern die Anzahl gefährlicher Viren im Darmtrakt

Ersatznahrung kann Muttermilch nicht ersetzen

Von Cornelia Scherpe
14. Juli 2020

Schon länger beschäftigen sich Ärzte mit der Frage, wie die ideale Babynahrung aufgebaut sein sollte. Die meisten sind sich sicher: Am besten ist die Muttermilch der eigenen Mutter. Die Natur ist perfekt darauf eingestellt, den Nachwuchs mit allen Komponenten zu versorgen, die individuell benötigt werden. Doch nicht immer kann die eigene Mutter stillen und daher ist die Suche nach der bestmöglichen Ersatznahrung wichtig.

Eine große Rolle bei der Erforschung von Babynahrung spielt die Frage, wie der Darm der Kinder mit nützlichen Bakterien besiedelt wird, um seine gesunde Funktion aufzunehmen. Gleichzeitig geht es darum, möglichst viele Krankheitserreger außen vor zulassen.

Analyse von Neugeborenen-Stuhlproben

Eine aktuelle Untersuchung hat Stuhlproben von Neugeborenen gesammelt und mit Proben aus dem zweiten bis vierten Lebensmonat verglichen. Die Mehrheit der ersten Stuhlproben waren komplett frei von Viren. Dies liegt daran, dass im Mutterleib eine gute Abschottung vor Keimen vorherrscht. Erst beim Geburtsvorgang und danach kommt es zum Kontakt mit den Keimen der Umwelt. Die wenigen Proben mit Viren beschränkten sich ausschließlich auf Bakteriophagen. Diese sind für den Menschen unbedenklich.

Die zweite Probe bei Babys mit einem Lebensmonat zeigte bereits eine Milliarde Viren pro Gramm Stuhl. Das kommt der Menge bei einem Erwachsenen gleich. Die Mütter stillten alle und so fanden die Forscher erneut nur harmlose Bakteriophagen.

Bei der dritten Untersuchung im dritten bis vierten Lebensmonat änderte sich das Bild. Zwar zeigten jetzt alle Kinder erste Viren, die als Krankheitserreger eingestuft werden, doch die Besiedlung im Darm war vor allem bei jenen hoch, die nicht mehr gestillt worden. Die Ersatznahrung ist daher ein Risikofaktor.

Offenbar spielt aber die Art der Ersatznahrung eine Rolle. Untersuchte Kinder aus den USA hatten weniger Viren im Körper als eine Teilgruppe aus Botswana. Eventuell ist die Babynahrung in Südafrika also eher mit Keimen belastet.