Studie zur Social-Media-Sucht: 100.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland betroffen

Soziale Medien bieten vor allem bei Mädchen ein hohes Suchtpotential

Von Cornelia Scherpe
20. März 2018

Bislang ist Social-Media-Sucht noch keine offizielle Krankheit und kann daher auch nicht als Diagnose gestellt werden. Viele Psychologen sprechen sich jedoch schon länger dafür aus, dass dies geändert werden müsste, denn gerade bei jungen Menschen fällt ein Suchtverhalten mit allen bekannten Symptomen wie Realitätsflucht, Depressionen bei Entzug etc. auf.

Befragung Jugendlicher nach ihrer Social-Media-Nutzung

Forsa hat nun 1001 Jungen und Mädchen ab zwölf und bis 17 Jahren im Interview zur Social-Media-Nutzung befragt. Es wurden Fragen gestellt, die unter anderem wissen wollten, wie viele Stunden am Tag das Kind soziale Medien nutzt, ob es das auch heimliche tue und selbst dann nicht pausieren könne, wenn andere Menschen im Umfeld dringend zu einer Pause raten. Die Forscher fragten nach Streit mit Eltern und Lehrern aufgrund starker Social-Media-Nutzung und ob ein Kind die Medien auch nutze, um bewusst nicht mit unangenehmen Dingen konfrontiert zu werden. Sie wollten wissen, ob die Kinder bei einer Pause ständig daran denken, wann sie endlich wieder in den Online-Medien sein können und ob "Offline-Hobbys" zugunsten vom Internet links liegen gelassen werden. Wurden von neun Suchtfragen mindestens fünf Fragen mit einem Ja beantwortet, galt das für die Forscher als bedenkliches Verhalten.

Ergebnis

Im Fazit der Befragung können die Wissenschaftler sagen, dass rund 25 Prozent der Kinder und Jugendlichen angaben, mindestens gelegentlich aufgrund der Social-Media-Nutzung zu wenig Schlaf zu bekommen. 20 Prozent der Befragten stritten sich manchmal bis oft mit ihren Eltern wegen der Nutzung und 14 Prozent gaben zu, es deshalb heimlich zu tun.

Die Mädchen verbrachten dabei im Schnitt drei Stunden und die Jungen 2,5 Stunden täglich in sozialen Medien. 85 Prozent aller waren täglich in den Online-Medien unterwegs nur ein Prozent nutze diese gar nicht.

Insgesamt zeigten 1,9 Prozent der männlichen und 3,4 Prozent der weiblichen Jugendlichen ein Suchtverhalten. Hochgerechnet auf die deutsche Jugend wären das 100.000 Fälle in Deutschland.