Stuhltransplantation bei Autismus: Erste Studie erfolgreich

Vermehrung von Prevotella-Bakterien durch Übertragung von Stuhl heilt Darmflora

Von Cornelia Scherpe
2. Februar 2017

Leiden Kinder an Autismus, sind nicht nur ihre sozialen Fähigkeiten stark eingeschränkt, oft quälen sie auch Schlafstörungen und Verdauungsproblemen wie Durchfall, Verstopfung und anhaltende Bauchschmerzen. Schon seit einiger Zeit haben Forscher daher die Vermutung, dass Autismus in einer direkten Beziehung zur Darmflora steht. Studien haben bereits gezeigt, dass viel Autisten auffallend wenig der gesunden Prevotella-Bakterien im Darm haben.

Eine Pilotstudie lud 18 junge Autisten ein und begann eine zehnwöchige Therapie. Die Kinder waren zwischen sieben Jahren und 16 Jahren und zeigten neben den typischen Verhaltensstörungen allesamt auch Schlaf- und Verdauungsprobleme.

Zunächst erhielten sie für zwei Wochen ein orales Antibiotikum, um den Magen-Darm-Trakt von Bakterien zu befreien. Hinzu kam ein Mittel, das die Magensäure reduzierte und ein 24 stündiges Fasten. Den Abschluss dieser Vorbereitungsphase bildete eine professionelle Darmreinigung.

Mehr Prevotella-Bakterien, weniger Beschwerden

Nun begann die Stuhltransplantation, bei der die Kinder entweder täglich einen rektalen Einlauf oder eine orale Vergabe (Schokoladen- oder Saftgeschmack) erhielten. Über insgesamt acht Wochen erfolgte diese Transplantation und brachte 1013 gesunde Organismen in die Darmflora ein.

Die Kinder reagierten sehr positiv auf die Therapie. Die Anzahl der Prevotella-Bakterien nahm stark zu, während die Verdauungsstörungen bei 80 Prozent der Kinder abnahmen. Interessanterweise besserte sich auch das soziale Interagieren bei 25 Prozent der Kinder.

Die Forscher betonen, dass es sich bei ihrer Pilotstudie zunächst um einen Versuch zur Verträglichkeit der Stuhltransplantation handle. Es müssen erst weitere Studien samt Placebogruppe durchgeführt werden, um genauere Aussagen über die Wirksamkeit zu treffen.

Die ersten Ergebnisse sind aber vielversprechend. Da bei unsachgemäßer Durchführung einer Transplantation aber die Gefahr für Infektionen im Darm sehr groß ist, bleibt die Anwendung bis auf weiteres strikt auf Studienversuche im Krankenhaus beschränkt.