Systematische Ausbeutung von Arbeitern in der Olympia-Stadt Sotschi

Von Ingo Krüger
29. Januar 2014

Mehr als 6.000 Arbeiter, die auf Baustellen in und um die Olympiastadt Sotschi tätig waren, sollen jetzt den ihnen zustehenden Lohn bekommen haben. Dies teilte das Internationale Olympische Komitee (IOC) mit. Menschenrechtsorganisationen, wie etwa Human Rights Watch (HRW), bezeichneten dies als "Tropfen auf dem heißen Stein".

In Sotschi seien noch viel mehr Beschäftigte ausgebeutet worden, die bislang noch kein Geld erhalten hätten. Dies sei systematisch geschehen, erklärte HRW. Das IOC und die russische Regierung hätten viel zu spät auf die Missstände reagiert.

Geringer Stundenlohn

Insgesamt sollen mehr als 100.000 Menschen an den Olympiastätten, Hotels, Straßen und Bahntrassen im Großraum der 340.000-Einwohner-Stadt Sotschi gearbeitet haben. Sie kamen vor allem aus zentralasiatischen Staaten und ehemaligen Sowjetrepubliken wie Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan. 90 Prozent von ihnen sollen ihren Lohn entweder gar nicht oder nur teilweise bekommen haben. Einige mussten für einen Stundenlohn von 55 russischen Rubeln, nach derzeitigem Kurs 1,16 Euro, arbeiten.

Zudem hatten Unternehmen und Behörden ihnen zum Teil die nötige polizeiliche Registrierung verweigert. Dadurch war es möglich, sie auch gegen ihren Willen auszuweisen, als sie nicht mehr benötigt wurden.

Geld floss in dunkle Kanäle

Zuständig für die Koordinierung der Olympiabaustellen ist das staatliche Unternehmen Olimpstroj. Mit Investitionskosten von rund 51 Milliarden Dollar sind die Spiele von Sotschi das teuerste Sportereignis der Geschichte. Allerdings sollen bis zu 30 Milliarden in Firmen und Organisationen verschwunden sein, an denen Bekannte von Präsident Wladimir Putin Anteile besitzen.