Teurer Diesel und volle Straßen durch neue Abgasvorschriften für Schifffahrt?

Von Ingo Krüger
4. November 2013

Die für 2015 geplante Einführung von strengeren Schwefelgrenzwerten für Schiffsabgase in Nord- und Ostsee könnte negative Folgen für den Kurzstreckenseeverkehr haben. Experten mutmaßen, dass sich die Treibstoffkosten stark erhöhen und dadurch ein Teil der Transporte auf die Straße verlagert würde.

Um die verschärften Umweltauflagen zu erfüllen, können die Reeder entweder schwefelarmen und hochwertigen Schiffsdiesel für den Antrieb verwenden oder sie bauen nachträglich Entschwefelungsanlagen (Scrubber) in ihre Schiffe ein. Fast alle Eigentümer von Zubringerschiffen wollen sich für den schwefelarmen Treibstoff entscheiden, da sie sich eine 1,5 Millionen Euro teure Anlage nicht leisten können. Für die großen Ozeanriesen, die zwischen Asien und Europa fahren, existiert sogar keine geeignete marktfähige Entschwefelungstechnik.

Daher wird die Nachfrage nach Schiffsdiesel erheblich anziehen. Mehr als 13 Millionen Tonnen zusätzlich werden benötigt. Aktuell kostet eine Tonne des Kraftstoffs etwa 950 Dollar und ist damit gut 50 Prozent teurer als das bislang noch genutzte Schweröl. Sollte die Nachfrage weiter steigen, würde der Preis weiter anziehen. Auch verwandte Ölprodukte würden teurer. Betroffen wären auch Flugreisende, Eigentümer von Ölheizungen und Fahrer von Diesel-Pkw.

Die Mineralölwirtschaft beschwichtigt jedoch, dass sich deutsche Raffinerien gut auf die neuen Regelungen eingestellt hätten. Es sei verstärkt möglich, schweres Heizöl in höherwertige und umweltfreundlichere Produkte wie Diesel umzuwandeln. Nicht wenige Transporte könnten aus Kostengründen jedoch künftig per Lkw befördert werden. Experten fürchten, dass dies zu höheren Spritpreisen und mehr Lkw und Staus auf den Straßen führen werde.