Übergewicht steigert Darmkrebsrisiko - Forscher untersuchen molekulare Ursachen
Durch Entzündungen und hohe Energiebereitstellung für Tumorzellen soll Übergewicht Darmkrebs fördern
Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebsart in Deutschland: Jedes Jahr erkranken 37.000 Männer und 36.000 Frauen neu daran. "Ein wichtiges Risiko für die Entstehung von Darmkrebs sind Übergewicht und zu wenig körperliche Bewegung", erklärt Frau Dr. Melek Canan Arkan, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. Im Rahmen eines Forschungsprojekts untersucht ihre Arbeitsgruppe jetzt die molekularen Mechanismen, die dem Zusammenhang zwischen Übergewicht und der Krebsentstehung zu Grunde liegen. Die Deutsche Krebshilfe unterstützt das wissenschaftliche Projekt mit 264.000 Euro.
"Epidemiologische Studien haben gezeigt: Bei stark übergewichtigen Menschen tritt Dickdarmkrebs doppelt so häufig auf wie bei Normalgewichtigen", erklärt Arkan. "Zudem erhöht zu wenig körperliche Bewegung das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken." Starkes Übergewicht - medizinisch auch Fettsucht oder Adipositas genannt - liegt vor, wenn der Body-Mass-Index (BMI) größer als 30 ist. Der BMI ist ein Richtwert, der das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße beschreibt und sich aus folgender Formel errechnet: Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat.
Chronische Entzündungen als Hauptursache für Krebsentstehung
In Experimenten konnte das Team um Arkan bereits zeigen, dass eine fettreiche Ernährung die Tumorbildung im Darm fördert. "Zwar sind die exakten molekularen Mechanismen noch nicht komplett verstanden, chronische Entzündungen gelten jedoch als Hauptursache für die Krebsentstehung", erklärt die Projektleiterin. Diese werden durch ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren hervorgerufen.
Zum einen lösen Fettsäuren entzündliche Reaktionen im Körper aus, indem sie an die Oberfläche von so genannten inflammatorischen Zellen binden. Gefährlich dabei: wenn die Fettaufnahme kontinuierlich erfolgt und die Entzündungs-Reaktion chronisch wird. Zum anderen ist Fettgewebe nicht nur ein Energiespeicher, sondern schüttet als "endokrines" Organ auch eine Reihe von Hormonen aus.
Während Fettleibigkeit entsteht, verändern sich die Fettzellen und damit auch die von ihnen abgegebenen Hormone. Dies kann ebenfalls eine Entzündungsreaktion hervorrufen. Darüber hinaus haben Tumorzellen im Gegensatz zu normalen Zellen einen größeren Energiebedarf. Daher könnte eine erhöhte Kalorien- und damit Energiezufuhr das Krebswachstum zusätzlich fördern.
"Die komplexen Wechselwirkungen zwischen Fettleibigkeit und Krebsentstehung sind angesichts der Tatsache, dass Übergewicht bei Erwachsenen und Kindern weltweit zunimmt, sehr relevant", so Arkan. "Wir wollen den molekularen Ursachen weiter auf den Grund gehen, um neue Ansatzpunkte zu finden, die Krebsentstehung zu verhindern." Jeder kann aber auch selbst etwas dafür tun, sein Krebsrisiko zu verringern. So stellen eine ausgewogene Diät mit viel Obst und Gemüse sowie vermehrte körperliche Aktivität eine hervorragende Möglichkeit der Krebsvermeidung dar.