Umfassende Krebsvorsorge mit nur einer Blutprobe? Neues Verfahren sucht nach Tumor-DNS im Blut

Die Früherkennung von vielen verschiedenen Krebsarten wäre mit einer einzigen Blutprobe möglich

Von Cornelia Scherpe
21. September 2017

Seit einem halben Jahrhundert weiß die Medizin, dass sterbende Krebszellen einige ihrer Gene in den Körper freisetzen. Diese Tumor-Gene gelangen in die Blutbahn und können daher theoretisch auch in einer Blutprobe nachgewiesen werden. So würde sich selbst im Frühstadium eindeutig sagen lassen, ob Krebs im Körper vorhanden ist, denn Tumor-DNS unterscheidet sich komplett von gesunder Zellen-DNS.

In der Praxis war es aber bislang schwierig, diese sogenannten Treibermutationen wirklich ausfindig zu machen. Das dafür genutzte Verfahren - auch Liquid Biopsy genannt - ist kostspielig und wird bislang nur bei Krebspatienten genutzt, um deren Prognose zu erstellen. Für ein Vorsorge-Screening war die Methode bislang nicht praktikabel. Die Johns Hopkins Universität in Baltimore hat nun ein verfeinertes Verfahren präsentiert, das auch zur Früherkennung genutzt werden könnte.

Für die Früherkennung ist es wichtig, dass sowohl die Sensitivität als auch die Spezifität des Tests hoch sind. Erstere gibt die richtig-positiven Ergebnisse an und findet demnach Menschen, die wirklich erkrankt sind. Die Spezifität gibt an, wer wirklich gesund ist, also "richtig-negative" Ergebnisse bekommen sollte.

TEC-Seq sucht nach Tumor-Genen im Blut

Das nun präsentierte Verfahren wird von den Forschern als "TEC-Seq" bezeichnet und sucht in einer Blutprobe nach insgesamt 58 Tumor-Genen. Getestet wurde das Verfahren zunächst bei 44 Personen, die bei einem Checkup zur Darm- und Eierstockkrebsvorsorge als gesund galten. Bei allen fiel auch der Bluttest negativ aus, was eine Spezifität von 100 ergibt. In zweiten Versuch wurden 194 Patienten getestet, die nachweislich an Darm-, Eierstock-, Lungen- oder Brustkrebs litten. In 86 Fällenschlug der Test als positiv an, was die Sensitivität bei 62 Prozent ansiedelt.

Damit ist der Test noch nicht ideal, zeigt jedoch sein Potenzial als Screening. Fällt er negativ aus, könnten Patienten sich nahezu sicher sein, an keinem der vier Krebsarten erkrankt zu sein.

Allerdings steht bislang noch die Frage im Raum, wie teuer der Test wird. Da es für Brust- und Darmkrebs bereits Früherkennungsmaßnahmen gibt, dürfte der Test sich hier schwer durchsetzen. Bei Eierstock- und Lungenkrebs wäre er hingegen eine Revolution zur Früherkennung.