Unsere Bronchien können riechen: Was das für Asthma und COPD bedeuten könnte

Die Gerüche von Banane und Aprikose wirken offenbar als natürlicher Gegenspieler gegen Atemwegserkrankungen

Von Cornelia Scherpe
19. August 2016

Damit Gerüche von uns verarbeitet und erkannt werden, kommunizieren Nase und Gehirn. Die Duftpartikel werden dabei über Rezeptoren im Riechorgan aufgenommen und die Information entsprechend weitergeleitet. Was in der Nase geschieht und zu bewussten Geruchseindrücken führt, ist offenbar auch den Lungenbläschen möglich. Für die Therapie von Atemwegserkrankungen eröffnet das ganz neue Möglichkeiten.

Geruchsrezeptoren in der Lunge aufgespürt

Die Lungenbläschen werden in der Medizin als Bronchien bezeichnet und sind für die Aufnahme von Sauerstoff lebensnotwendig. Sie verfügen über Muskelzellen, damit sie sich beim Ein- und Ausatmen bewegen können. Innerhalb dieser Zellen haben Forscher gleich zwei Rezeptoren gefunden, die man eigentlich vom Riechorgan kennt:

  1. OR1D2 - nimmt Gerüche war, die blumig und leicht ölig riechen - und
  2. OR2AG1 - lässt einen fruchtigen Geruch entstehen und erinnert an Aprikose oder Banane.

Während beide Rezeptoren in der Nase Sinn machen, damit die Umgebung geruchlich wahrgenommen wird, ist die Funktion in der Lunge zunächst fragwürdig. Die Mediziner sind der spannenden Entdeckung daher auf den Grund gegangen und haben eine weitere Besonderheit entdeckt.

Unterstützung im Kampf gegen COPD und Asthma

Werden die Rezeptoren OR1D2 und OR2AG1 in den Bronchien angesprochen, führt das zu einer gesunden Erweiterung und Entspannung der Lungenbläschen. Das wiederum bedeutet, dass man durch die beiden Gerüche eventuell eine neue Form der Asthma-Therapie ins Leben rufen könnte. In ersten Experimenten war der entspannende und weitende Effekt so gut, dass die Wirkung von Histamin komplett aufgehoben wurde.

Histamin ist ein Hormon, das bei Asthma und vielen Allergien ausgeschüttet wird und die Bronchien verengt. Der Geruch von Banane/Aprikose und die blumig/ölige Note wäre demnach ein natürlicher Gegenspieler. Da durch die Weitung der Bronchien aber allgemein die Belüftung der Lunge verbessert wird, wäre die Arbeit mit den Riechrezeptoren sogar ein neuer Weg, um mit COPD umzugehen.