Unterstützung für pflegende Angehörige - so holen Sie sich Hilfe

Schätzungen zufolge wird jeder dritte pflegende Angehörige selbst krank

Von Dörte Rösler
21. Mai 2015

Die Mehrheit der Deutschen möchten auch im Alter in den eigenen vier Wänden leben. Für viele geht dieser Wunsch in Erfüllung. Von 2,6 Millionen Pflegebedürftigen werden 1,8 Millionen zu Hause betreut, die meisten vom Partner oder anderen Angehörigen. Auch wenn diese gern für ihre Liebsten da sind, geraten sie oft an ihre Grenzen.

Psychische und körperliche Belastung

Rund um die Uhr für jemanden da zu sein, ist psychisch belastend. Hinzu kommen Sorgen um dem Gesundheitszustand des Pflegebedürftigen und die finanzielle Situation. Wenn der ehemals vertraute Mensch durch eine Demenzerkrankung plötzlich unruhig und aggressiv wird, herrscht jeden Tag Ausnahmezustand. Oftmals ist die Pflege auch körperlich anstrengend, gerade für ältere Menschen.

Überforderung macht krank

Je länger die Pflege dauert, desto deutlicher spüren die Angehörigen sich überfordert.

  • Ständige Sorge,
  • Schuldgefühle und
  • die Last der alleinigen Verantwortung

machen sich irgendwann auch körperlich bemerkbar. Die Betroffenen fühlen sich erschöpft und sind schnell reizbar. Abends finden sie schwer in den Schlaf oder liegen nachts stundenlang wach. Die Muskulatur in Nacken, Schultern und Rücken verspannt sich. Nach Schätzungen wird jeder dritte pflegende Angehörige selbst krank. Spätestens dann ist es an der Zeit, sich Hilfe zu holen.

Anregung und Austausch suchen

Die häusliche Pflegearbeit wird von der Politik ausdrücklich begrüßt. Damit die Angehörigen die Anforderungen besser bewältigen können, bieten die Pflegekassen deshalb spezielle Kurse an. An mehreren Tagen oder Abenden lernen die Teilnehmer professionelle Handgriffe, mit denen sie Kraft sparen und ihren eigenen Körper schonen. Auch nützliche Hilfsmittel werden in den Kursen vorgestellt. Ansprechpartner ist die zuständige Krankenkasse.

In größeren Städten haben sich außerdem Gruppen gebildet, in denen pflegende Angehörige sich mit anderen Betroffenen austauschen können. Eine ähnliche Funktion übernehmen Pflegeforen im Internet.

Hilfe von außen holen

Eine bewährte Unterstützung bieten Pflegedienste, die direkt ins Haus kommen. Welche Leistungen man dabei in Anspruch nimmt, lässt sich individuell vereinbaren: vom Waschen und Ankleiden bis zur Hilfe beim Toilettengang. Wer nicht mehr so gut sehen kann, ist meist froh, wenn die Mitarbeiter vom Pflegedienst die Medikamente geben.

Auf Wunsch muss die Pflegekassen den Angehörigen individuell beraten. Dazu gehören auch Informationen über finanzielle Leistungen wie Pflegegeld oder Zuschüsse zu Hilfsmitteln. In vielen Orten gibt es zusätzlich spezielle Pflege-Beratungsstellen.

Das eigene Leben pflegen

Bei der Pflege eines Angehörigen kommt oft das eigene Leben zu kurz, Freunde oder Hobbys bleiben auf der Strecke. Auf Dauer ist das ungesund. Wer sich intensiv um jemand anderen kümmert, braucht auch Zeit für sich selbst.

Psychologen empfehlen, diese Auszeiten nicht dem Zufall zu überlassen, sondern als kleine Rituale in den Alltag einzuführen. Das reicht von der Teepause am Vormittag über das Kartenspielen oder Walken zweimal wöchentlich bis zum längeren Urlaub.

Damit der Pflegebedürftige in dieser Zeit gut betreut ist, hilft ein Netzwerk aus Verwandten, Freunden und Nachbarn, die möglichst regelmäßig ein paar Stunden erübrigen können. Zwar ist es auch schön, wenn spontan Besucher vorbeischauen, der Angehörige profitiert aber mehr von einer verlässlichen Unterstützung.