US-Forscher haben Tinnitus im Tierversuch geheilt

Navzer Engineer heilte Ratte durch Stimulation eines Nervs und Vorspielen des Tons von Tinnitus

Von Frank Hertel
17. Januar 2011

Tinnitus bei Menschen galt bis jetzt als unheilbar. 40 Prozent der Bevölkerung haben irgendwann in ihrem Leben eine Tinnitus-Episode, etwa weil sie ein zu lautes Musikkonzert gehört haben, aber bei den meisten verschwindet der störende Ton im Ohr wieder.

Nur jeder zehnte wird das Geräusch nicht mehr los. Das könnte sich nun ändern. Dem US-Forscher Navzer Engineer ist es an der University of Texas mit seinem Team gelungen, Tinnitus bei Ratten zu heilen. Dazu spielte er den Ratten Töne im Bereich der Störfrequenz vor und stimulierte gleichzeitig ihren Vagusnerv. Das ist ein Teil des Gehirns, der für das Lernen zuständig ist. Das machte er drei Wochen lang, 300 mal täglich, dann waren die Ratten geheilt.

Theorie für die Herkunft von Tinnitus

Engineers These ist, dass Tinnitus dadurch entsteht, dass ein zu lautes Geräusch Nervenzellen im Innenohr schädigt. Dadurch veränderten sich die Nervenzellen in der Hörrinde. Die Hörrinde ordnet dann zu viele Nervenzellen bestimmten Frequenzen zu und sendet daher zu laute Signale an das Gehirn.

Bei den geheilten Ratten war die Hörrinde wieder so, wie vor dem Tinnitus. Dem Fachmagazin "Nature" sagte Engineer, dass in diesem Frühjahr die ersten Probebehandlungen mit Tinnitus-Patienten in Europa beginnen soll.