Vererbung von Traumata entschlüsselt - Veränderung in der Micro-RNA

Von Ingo Krüger
16. April 2014

Die Folgen traumatisierender Ereignisse sind vererbbar. Traumafolgen, wie etwa Verhaltensauffälligkeiten, kann eine Generation zur nächsten Generation weitergeben. Schweizer Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, auf welche Weise dies passiert. Verantwortlich sind sogenannte Micro-RNA, das heißt, kurze RNA-Moleküle, die in Zellen vorkommen und Regulierungsaufgaben übernehmen wie etwa das "Ein- und Ausschalten" von Genen.

Diese sogenannte "epigenetische" Vererbung entdeckten die Forscher bei Versuchen mit Mäusen. Die griechische Vorsilbe "epi-" bedeutet, dass das, was vererbt wird, sich nicht in den Genen selbst befindet, sondern "neben" oder "jenseits" der DNA. Junge Mäuse wurden extremen Stresssituationen ausgesetzt. Die Nager verloren größtenteils ihre natürliche Scheu vor bestimmten Dingen wie etwa hellem Licht und offenen Räumen. Ihr Stoffwechsel veränderte sich ebenfalls, der Insulin- und Blutzuckerspiegel lagen tiefer als üblich. Einige Folgen vererbten die Tiere sogar auf ihre Enkel.

Beim Vergleich der Micro-RNA jener Mäuse, die stressigen Situationen ausgesetzt waren, mit der nichtgestresster Mäuse, kam heraus, dass Stress zu einem Ungleichgewicht der RNA-Schnipsel in Blut, Gehirn und in Spermien führt. Bestimmte Zellprozesse, die durch diese Micro-RNAs gesteuert werden, geraten dadurch außer Kontrolle. Micro-RNAs in Spermien, so das Fazit der Studie, dienten als Informationsträger, über den Traumata vererbt werden können.