Verhaltensforschung: Stimmhöhe ändert sich, wenn der Gesprächspartner dominanter ist

Schüchterne Menschen sprechen in höherer Stimmlage, wenn sie mit ein Gespräch mit einer dominanten Person führen

Von Cornelia Scherpe
25. Juli 2017

Die menschliche Kommunikation ist so kompliziert, dass Verhaltensforscher sie noch längst nicht komplett entschlüsselt haben. Wir transportieren viele Botschaften nicht in den eigentlichen Worten, sondern in der Körpersprache, den Augen und auch der Stimme. Ein aktuelles Experiment hat eindrucksvoll gezeigt, wie sich die Höhe der eigenen Sprechstimme verändert, wenn wir einen vermeintlich dominanten Gesprächspartner haben.

Für die Studie wurden in Großbritannien zunächst via Computerprogramm drei männliche Gesichter erstellt. Freiwillige wurden gebeten, je einen neutralen, einen angesehenen und einen dominanten Mann zu erstellen. Diese drei Bilder wurden mit einem erfundenen Berufsprofil versehen und kurzum zum fiktiven Arbeitgeber gemacht.

Nun baten die britischen Forscher 48 Studenten an ihrer Studie teilzunehmen. Man sagte ihnen, es handle sich um einen Versuch, der ein digitales Bewerbungsverfahren testen soll, bei dem der neue Arbeitgeber und der Bewerber kein persönliches Gespräch führen.

Die Teilnehmer bekamen daraufhin die drei Profilbilder vorgelegt und sollten sich den vermeintlichen Chefs in je einer Videobotschaft vorstellen. Danach füllten sie einen Fragebogen zu ihrer eigenen Persönlichkeit aus.

Hohe Stimmlage bei schüchternen Menschen, besonders vor dominanten Gesprächspartnern

Die Forscher nahmen alle Selbstvorstellungen der 48 Probanden auf und konnten so zu jedem Chefbild die Bewerbung auswerten. Dabei fiel sofort auf, dass Teilnehmer, die sich im Fragebogen selbst als eher schüchtern bezeichnet hatten, tendenziell bei allen drei Bewerbungsvideos eine höhere Sprechstimme annahmen.

Besonders hoch sprachen sie aber beim dominanten Chef. Wer sich selbst hingegen als selbstsicher und dominant sah, sprach mit eher tieferer Stimme und gleichmäßig laut.

Die Verhaltensforscher gehen davon aus, dass eine autoritäre Persönlichkeit durch die eigene Stimme Ruhe und eine gewisse Kontrolle über die Situation ausdrückt. Wer sich selbst unterordnet, zeigt mit einer hohen Sprechstimme dagegen seine Ergebenheit.

Man will den dominanten Partner anzeigen, dass man den eigenen, niedrigeren Sozialstatus kennt und keine Gefahr darstellt. Dieses unbewusste Verhaltensmuster dürfte ein Überbleibsel der frühen Menschheitsgeschichte sein.