Verkürzte Lebenserwartung: Sozialer Stress und Gene verkürzen die Telomere

Von Cornelia Scherpe
11. April 2014

Die sogenannten Telomere hängen an den Enden der Chromosomen und spielen eine wesentliche Rolle bei der Frage, wie alt ein Mensch durch das natürliche Altern werden kann.

Die Telomere sorgen nämlich für die Stabilität der DNS. Bei jeder einzelnen Zellteilung werden sie ein wenig kürzer. Sobald sie eine gewissen Länge unterschritten haben, ist das Leben der Zelle beendet und sie stirbt.

Im Laufe des Lebens werden die Telomere kontinuierlich kürzer und der Mensch altert. Wie alt er unabhängig von Krankheiten werden kann, ist also von der Länge seiner Telomere abhängig. Forscher haben nun herausgefunden, dass diese Länge aber nicht nur von den mitgegebenen Genen abhängig ist, sondern auch von sozialen Stress.

Wer in schwierigen Verhältnissen lebt, dessen Telomere verkürzen sich bereits frühzeitig. Eine Studie fand heraus, dass bereits bei Neunjährigen die Telomere altersuntypisch verkürzt sind, wenn die Kinder in sozial ungünstigen Bedingungen leben.

Telomere der Kinder von Akademikern länger

An der Studie hatten insgesamt 5.000 Heranwachsende teilgenommen. Alle wurden zwischen den Jahren 1998 und 2000 in einer Großstadt in den USA geboren. In 75 Prozent der Fälle lebten die Kinder mit nur einem Elternteil und waren sozialem Stress ausgesetzt.

Als sie schließlich neun Jahre alt waren, nahmen die Forscher einen einfachen Abstrich aus dem Mundraum. Die darin befindlichen Zellen und ihre DNS wurde nun im Labor untersucht und die Länge der Telomere bestimmt. Dabei zeigten sich klare Unterschiede entsprechend der sozialen Umgebung des Kindes.

Wer beispielsweise aus einem Haushalt von Akademikern kam, dessen Telomere waren im Vergleich zu Kindern mit Mutter ohne Schulabschluss um 35 Prozent länger. Bildete man zwei Gruppe und unterschied zwischen stabilen und schweren Familienverhältnisse, so waren die Telomere bei benachteiligten Kindern um 40 Prozent kürzer.

Neben dem sozialen Stress spielten aber auch die Gene eine Rolle. Kinder mit genetischen Risiken und schlechte Umfeld hatten besonders verkürzte Telomere. Bei Risikogenen und guten Umfeld spielten die Gene allerdings keine Rolle.