Verleugnete Schwangerschaft: wenn das Bauchgrimmen sich als Baby entpuppt

Von Dörte Rösler
11. Dezember 2013

Dass Frauen mit Bauchschmerzen ins Krankenhaus gehen und mit einem Baby wieder herauskommen, passiert öfter als die Geburt von Drillingen. Aber was geht in der Psyche von Schwangeren vor, die das wachsende Leben in ihrem Körper verleugnen und verdrängen?

Lebensumstände führen zu Angsstörung

Psychologen entdecken hinter der unbewussten Abwehr meist eine Angststörung: die Frau wird durch die Schwangerschaft in einen schmerzlichen Konflikt gestürzt, etwa weil sie in Trennung lebt, weil es beruflich nicht passt oder die Familie negativ eingestellt ist. Um die Erkenntnis abzuwehren, verleugnet sie die Schwangerschaft und deutet die körperlichen Veränderungen einfach um.

Gar nicht so selten

Laut Statistik kommt das gar nicht so selten vor. Eine von 500 Frauen realisiert erst in der 20. Schwangerschaftswoche, dass sie ein Baby erwartet. Und eine von 2.500 Schwangerschaften wird erst durch die einsetzenden Wehen entdeckt. Wenn eine Frau ihre Situation so lange vor sich selbst verbergen konnte, spricht dies in aller Regel für eine große innere Konfliktscheu. Eine schlechtere Mutter ist sie deshalb nicht unbedingt.

Frauen aus allen Schichten betroffen

Es gibt aber auch ein medizinisches Risiko. So sind Babys aus verleugneten Schwangerschaften häufig kleiner, da ihre Mütter weiterhin geraucht und getrunken haben. Aufgrund der unerklärlichen Gewichtszunahme sind auch Diäten an der Tagesordnung. So findet sich in der Vorgeschichte oft eine Essstörung. Die Fokussierung auf die Verdauung und eine gesteigerte Darmtätigkeit machen es dabei leicht, Symptome wie Bauchzuwachs und Kindsbewegungen falsch zu interpretieren.

Die typische Verleugnerin gibt es allerdings nicht. Studien belegen, dass Frauen mit verdrängten Schwangerschaften durchaus erfahren, intelligent und gut situiert sein können. Ausschlaggebend ist die Unfähigkeit, sich psychisch an die Veränderungen der Schwangerschaft anzupassen.