Vorhofflimmern führt doch nicht zum Schlaganfall

Von Cornelia Scherpe
7. April 2014

Bisher herrscht in der Medizin die Lehrmeinung, dass durch ein mindestens 48 Stunden anhaltendes Vorhofflimmern ein Schlaganfall entstehen kann. Die Begründung:

Durch das Flimmern wird das Blut in den Vorkammern des Herzens unkoordiniert in Bewegung versetzt. Das führt dazu, dass es nicht zügig transportiert wird und eine Art Stau entsteht. Durch den langsamen Blutfluss können sich Verklumpungen bilden und diese Gerinnsel werden durch die Herzthythmusstörung auch Richtung Gehirn transportiert. Dort kommt es dann zum Verschluss eines Hirngefäßes und der Schlaganfall tritt ein. Doch diese so logisch klingende Begründung ist offenbar falsch, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Überraschende Ergebnisse der Studie

An der Untersuchung hatten rund 2.600 Patienten mit Schrittmacher teilgenommen. Durch das Implantat konnten die Ärzte genau sehen, wann ein Vorhofflimmern eintrat und wie lang es anhielt. Zu Studienbeginn hatte noch keiner der Patienten diese Herzthythmusstörung. Innerhalb von drei Monaten bekam jedoch jeder Zehnte ein stummes Vorhofflimmern (stumm, da ohne spürbare Beschwerden). In den kommenden 2,5 Jahren wurde abgewartet, wer einen Schlaganfall hatte und dies dann mit der Herzthythmusstörung in Verbindung gesetzt.

Dabei zeigte sich zunächst der erwartete Zusammenhang: Das Risiko war bei jenen Patienten mit stummen Flimmern um das 2,5-Fache erhöht. Doch gab es keinen zeitlichen Zusammenhang zwischen dem aufgetretenen Flimmern und dem schlussendlichen Schlaganfall. Es lag oft viel zu viel Zeit zwischen dem Vorhofflimmern und dem Infarkt. Im Schnitt waren es ganze 339 Tage. So lang kann laut den Forschern kein Gerinnsel benötigen, um ins Hirn zu wandern.

Zudem hatten viele Patienten nur ein Flimmern von weniger als 48 Stunden gehabt und auch das ist für das Triggern eines Hirninfarkts nicht ausreichend. Es muss also einen anderen Grund geben, warum Patienten mit Vorhofflimmern ein um das 2,5-Fache vergrößerte Risiko haben.