Vorsicht bei Paracetamol in der Schwangerschaft - Schmerzmittel könnte männliche Feten beeinflussen

Schwangere sollten für das Wohl ihres ungeborenen Kindes besser auf Paracetamol verzichten

Von Cornelia Scherpe
28. Mai 2015

Viele Menschen setzen bei leichten bis mittleren Schmerzen auf das Medikament Paracetamol. Fest auf dem Markt etabliert und ohne Rezept vom Arzt erhältlich, zählt Paracetamol zu den am häufigsten genommenen Schmerzmitteln. Auch für Frauen in der Schwangerschaft gilt es als unbedenklich und wird daher empfohlen.

Paracetamol in der Schwangerschaft

Laut einer Schätzung nehmen allein in den USA rund 65 Prozent der Frauen mindestens einmal Paracetamol in der Schwangerschaft. Genau aus diesem Grund ist das aktuelle Forschungsergebnis für viele ein Schock.

Demnach sollten Schwangere während der neun Monate besser auf Paracetamol verzichten. Der Wirkstoff stört im Körper des Ungeborenen offenbar die Testosteronsynthese, was besonders bei männlichen Feten einen starken Einfluss auf die Entwicklung haben kann.

Gestörte Bildung von Testosteron

Testosteron ist das bekannteste Hormon aus der Reihe der Androgene. Dies sind alle Botenstoffe, die man gemeinhin als "männliche Hormone" bezeichnet. Zwar haben sowohl Frauen als auch Männer Östrogene und Androgene in ihrem Organismus, aber entsprechend des Geschlechts überwiegen die einen oder die anderen. Die Synthese der jeweiligen Hormone beginnt bereits sehr früh im Mutterleib.

Männliche Feten haben mehr Androgene, weibliche Feten mehr Östrogene. Stört Paracetamol die Bildung von Testosteron im Mutterleib, kann das direkt auf die Entwicklung wirken. So steigt beispielsweise das Risiko für den Kryptorchismus. Dabei handelt es sich um eine Fehlentwicklung bei Jungen. Die Hoden wandern dabei nicht normal in den Hodensack, sondern verbleiben im Körper.

Tierversuch unterstreicht Risiko

Das Risiko wurde im Experiment mit Mäusen nachgestellt. Kastrierte Tiere bekamen die Hoden menschlicher Feten direkt unter die Haut gepflanzt. Dann wurden die Tiere mit Paracetamol behandelt - in einer Dosis, die umgerechnet der normalen Dosierung beim Menschen entsprach. Nach sieben Tagen war der Testosteronspiegel um 45 Prozent gesunken und die Samenblase hatte 18 Prozent ihres Gewichts verloren.