Warum bei Fettleibigkeit das Krebsrisiko steigt: Adipositas stört die Krebsabwehr

Japanische Forscher sind mit einem Experiment an Mäusen der Ursache auf den Grund gegangen

Von Cornelia Scherpe
4. Juni 2018

Menschen, die adipös sind, neigen häufiger als schlanke Personen zu Krebs. Der Gedanke, dass dort wo mehr Gewebe ist, auch mehr bösartige Zellen sein können, ist dabei zu kurz gedacht. Forscher weltweit suchen seit Jahren eine Antwort auf die Frage, warum Adipositas das individuelle Krebsrisiko in die Höhe gehen lässt.

Körpereigene Krebsabwehr bei Adipositas gestört

Es ist erst einige Jahre her, das Wissenschaftler herausfanden, dass es im Körper Zellen gibt, die bösartig mutierte Zellen aus ihrem Verband ausstoßen. Die gesunden Zellen brechen den Kontakt zu malignen "Kollegen" ab, was eine effektive Krebsabwehr darstellt. Und genau diese Abwehr wird bei Adipositas behindert, so die neusten Erkenntnisse aus Japan. An der Universität Hokkaido nennt man den Mechanismus Epithelial defence against cancer oder kurz EDAC.

Experiment mit Mäusen

In einem Experiment mit Mäusen wollten die Forscher ermitteln, wie fettreiches Futter EDAC beeinflusst. Die Tiere waren genetisch so verändert, dass es bei ihnen zu Krebsmutationen kam. In einer ansonsten gesunden Kontrollgruppe mit schlanken Mäusen funktionierte der Mechanismus EDAC und die Tiere bekamen dennoch selten Krebs. Der Ausstoß bösartiger Zellen aus dem Zellverband verhinderte die Ausbreitung. In der Gegengruppe mit fettreicher Kost nahmen die Mäuse nicht nur rasant zu, EDAC wurde auch geschwächt und die Tiere bekamen Krebs.

Warum Adipositas die Krebsabwehr schwächt, ist noch unklar. Denkbar wäre es, dass die chronischen Entzündungen, wie sie bei Adipositas häufig sind, eine Rolle spielen. Doch auch der veränderte Fettstoffwechsel könnte mit bislang noch unerforschten Mechanismen die Abwehr ausschalten.

Acetylsalicylsäure verbessert die Krebsabwehr

Interessant war die Beobachtung, dass ASS die Körperabwehr bei adipösen Mäusen wieder verbesserte. Offenbar unterstützt die Acetylsalicylsäure, ein häufig genutztes Schmerzmittel, den Mechanismus EDAC. Das passt zur Beobachtung vieler Ärzte, dass Menschen mit häufiger ASS-Einnahme seltener an Darmpolypen leiden. Diese sind Vorläufer, die zu Darmkrebs führen können.