Warum ist die Lebenserwartung von Frauen eigentlich höher?

Biologische Eigenheiten und die Auswirkungen des Lebenswandels bestimmen über die Lebensspanne

Von Cornelia Scherpe
9. Juli 2015

Kommt in Deutschland ein männliches Kind zur Welt, kann man davon ausgehen, dass es eine Lebenserwartung von 79 Jahren hat. Aktuell geborene Mädchen dagegen werden im Schnitt 83,5 Jahre alt. Frauen leben also ein ganzes Stück länger und das gilt in den meisten Industrienationen. Doch warum ist das eigentlich so?

Frauen leben im Schnitt 5 Jahre länger

Fragt man die Menschen, geben viele als Vermutung an, dass Frauen einen biologischen Vorteil haben. Das stimmt zwar teilweise, erklärt jedoch bei weitem nicht den großen Unterschied von fast fünf Jahren. Viele wissen auch nicht, dass Frauen keineswegs schon immer eine höhere Lebenserwartung als Männer hatten.

Das zeigt jedoch ein Blick in die Geschichte, denn noch im 19. Jahrhundert hatten beide Geschlechter eine ähnliche Lebensspanne. Verändert hat sich seitdem, dass seltener tödliche Infektionen und unheilbare Krankheiten auftreten. Männer und Frauen erreichen daher inzwischen ein hohes Seniorenalter und in diesem Alter kommt der Lebenswandel der letzten Jahrzehnte zum Tragen.

Wenn sich der Lebenswandel rächt

Kinder, Jugendliche und Erwachsene im mittleren Alter bekommen eher selten eine Rechnung für ihren Lebenswandel. Die 50- bis 70-Jährigen jedoch spüren sehr deutlich, ob sie sich in den Jahrzehnten zuvor

Männer sterben seit dem 20. Jahrhundert früher, da sie eher zu fetthaltiger Ernährung und zu Dingen wie Alkohol und Nikotin tendieren. Eine aktuelle Studie hat errechnet, dass allein 30 Prozent der unterschiedlichen Lebenserwartung nur darauf basiert, dass Männer häufiger rauchen.

Biologische Unterschiede

Ganz ohne Bedeutung sind die biologischen Unterschiede aber auch nicht. Es stimmt, dass Frauen im Durchschnitt die besseren Blutgefäße haben. Zumindest gilt das bis zur Menopause, denn Grund für den Vorteil sind die weiblichen Östrogenwerte.

Frauen bauen diesen Vorteil aber weiter aus, indem sie zu einem vernünftigeren Lebenswandel tendieren. Männer dagegen verschlimmern ihren biologischen Nachteil, indem sie es den Gefäßen erst recht schwer machen.