Wenn alkoholisierte Menschen ärztlich behandelt werden müssen

Im Umgang mit dem alkoholisierten Patienten stoßen Ärzte und Sanitäter häufig an Grenzen

Von Ingrid Neufeld
15. Januar 2013

Besondere Ereignisse im Jahr werden häufig mit viel Alkohol "begossen". Doch wenn alkoholisierte Personen eine medizinische Versorgung benötigen, sind diese oft nicht mehr in der Lage normal zu kommunizieren, sondern reagieren gereizt und aggressiv.

In diesem Fall sind die Rettungsleute ganz besonders gefordert. Die Sanitäter müssen einschätzen, ob der Patient noch eine örtliche und zeitliche Orientierung besitzt. In diesem Fall ist eine vernünftige Kommunikation einigermaßen möglich.

Gesteigerte Frustration und Angst

Für die Weltgesundheitsorganisation WHO gehört Alkohol zu den bewusstseinsverändernden Substanzen, die Menschen aggressiv werden lässt. Der Alkohol trägt dazu bei, dass emotionale Verarbeitungen völlig entgleisen können.

Laut Wissenschaftlern ist das Stirnhirn dabei in seiner Funktion eingeschränkt. Dopamin und Serotonin spielen eine Rolle. Vor allem Frustration und Angst werden im alkoholisierten Zustand überbewertet und führen zu aggressivem Verhalten.

Mediziner und Krankenhauspersonal müssen sich dem Patienten anpassen und möglichst ruhig mit ihm reden. Ein freundlicher, bestimmter Tonfall hilft im Umgang mit dem alkoholisierten Patienten. Fängt der Patient zu randalieren an, muss in jedem Fall die Polizei verständigt werden.

Schwierige Aufgabe für Ärzte und Sanitäter

Mediziner sind bei der Behandlung von alkoholisierten Patienten oft in einer Zwickmühle, denn niemand darf gegen seinen Willen behandelt, oder gar im Krankenhaus behalten werden. Deshalb darf der Rettungsdienst einen Patienten auch nicht fixieren oder sedieren. Bei nicht mehr Zurechnungsfähigkeit gibt es die Möglichkeit, den Patienten vorübergehend in die Psychiatrie zu bringen.

Weil Silvester nicht der einzige Tag ist, an dem Menschen zu viel Alkohol trinken, gibt es für die Wiener Berufsrettung eigene Deeskalationstrainer, die ihr Wissen jedes Jahr an 450 Mitarbeiter weitergeben und lehren, wie Rettungssanitäter in Konfliktsituationen mit betrunkenen Menschen umgehen.