Wirkstoff gegen Krebs könnte auch gegen Lähmungen helfen

Epothilone sollen die gesunde Verbindung zwischen Nervenzellen zurück gewinnen

Von Cornelia Scherpe
18. März 2015

Bei Lähmungserscheinungen ist die Übertragung von elektrischen Impulsen zwischen den Nervenzellen gestört. Da die Neuronen nicht untereinander kommunizieren können, werden Befehle nicht weitergegeben und so kann beispielsweise das Bein kann nicht bewegt werden.

Schon seit einiger Zeit forschen Wissenschaftler nach einer Möglichkeit, die gesunde Verbindung zwischen Nervenzellen wiederherzustellen. Im Zentrum der Bemühungen steht nun eine Wirkstoffgruppe, die bereits medizinisch zur Anwendung kommt, bisher allerdings nur als Krebsmedikament. Gemeint sind die sogenannten "Epothilone".

Funktion der Epothilone

Sie wirken direkt auf eine Zelle ein und stabilisieren in dieser die Mikrotubuli. Mikrotubuli sind Zellbestandteile, die für die Vermehrung einer Zelle wichtig sind. Durch das Einwirken auf diese Mikrotubuli können die Epothilone die Zellteilung und damit das Vermehren von Krebszellen unterbinden.

Die Mikrotubuli haben aber noch eine weitere Funktion. In den Nervenzellen kümmern sie sich als interner Stützapparat darum, dass eine Zelle stabil ist. Die Epothilone wirken auf die Nervenzellen sehr positiv und fördern den Aufbau der Mikrotubuli.

Positive Versuchsergebnisse

Im Versuch mit Labortieren konnten Forscher bereits zeigen, wie sich auch nach einer vorausgegangenen Querschnittsverletzung die Mikrotubuli unter den Wirkstoffen aufbauten. Gleichzeitig wird die Ausbildung von Narbengewebe eingeschränkt.

Beides zusammen bedeutet, dass Epothilone offenbar das Potential haben, gegen Lähmungserscheinungen zu helfen. Bei Ratten kam es nach der Behandlung zu einer schrittweisen Verbesserung der Lauffähigkeit. Die Koordination und die Balancefähigkeit kehrte bei den Tieren zurück.

Die Forscher betonen allerdings, dass es noch zu früh für erste Studien mit Freiwilligen ist. Erst stehen weitere Tierversuche an. In diesen soll unter anderem geklärt werden, ob die Epothilone bei allen Arten von Nervenschäden gleich wirken, oder ob es wichtige Unterschiede gibt.