Besserung nach einer Querschnittslähmung: Forscher entwickeln ein mögliches Medikament

Tierversuche an Ratten verbuchen Erfolge in der Wirkstofftherapie gegen Querschnittslähmung

Von Cornelia Scherpe
10. Dezember 2014

Durch eine Querschnittslähmung verliert der Betroffene die Fähigkeit, Bereiche unter dem Lähmungspunkt zu spüren und die Muskeln willentlich zu bewegen. Eine Querschnittslähmung bedeutet daher einen enormen Verlust an Lebensqualität.

Wirkstoff mit Potential

Um Patienten zu helfen, arbeiten Forscher weltweit an Möglichkeiten der Therapie. Ein internationales Team hat nun einen Wirkstoff entwickelt, der Hoffnung macht. Bisher wurde er allerdings nur an Versuchstieren erprobt.

Die Glia-Narbe

Bei einer Querschnittslähmung bildet sich an der betroffenen Stelle im Rückenmark eine sogenannte Glia-Narbe. Narbengewebe ist minderwertiges Stützgewebe, das die entzweiten Stellen notdürftig zusammenhalten soll.

Dies erkennt man bereits bei Narben auf der Haut, denn dieses Gewebe bildet keine Haare mehr aus und kann keinen Schweiß mehr leiten. Im Rückenmark führt die Narbe dazu, dass die Nerven auf den beiden getrennten Seiten nicht mehr zueinander finden.

Eiweiß als Superkleber

Die Glia-Narbe trennt sie wie eine Mauer. Die Idee war es daher, eine Überbrückung der Narbe zu finden, denn die Nervenzellen an sich werden nachweislich immer neu gebildet und versuchen, sich erneut zu vernetzen.

Das internationale Team fand bei seinen Versuchen ein Eiweiß, das wie ein Superkleber wirkt. Es verbindet die Nervenzellen mit dem Narbengewebe. Auf der Basis dieses Proteins entwickelte man ein künstliches Eiweiß, das zwischen den Zellen arbeiten kann und damit eine neue Verbindung - quasi durch Mauerlücken - möglich macht.

Tierversuche verzeichnen Erfolge

Getestet wurde der Wirkstoff bei 26 Ratten mit Querschnittslähmung. Die Vergabe erfolgte via Spritze in die Haut und das täglich für sieben Wochen. Da der Wirkstoff eine Markierung besaß, konnten die Forscher sehen, dass er die Blut-Hirnschranke überwand.

21 der Versuchstiere erzielten eine Verbesserung der Bewegungen, auch wenn die Lähmung an sich nicht behoben werden konnte. Die Tiere hatten jedoch zum Beispiel ihre Blasenkontrolle zurückgewonnen. Eine spätere Analyse des Rückenmarks via Mikroskop zeigte, dass sich neue Nervenzellen gebildet und vernetzt hatten.