Zöliakie-Patienten haben ein größeres Sterberisiko

Zur Hauptrisikogruppe zählen vor allem junge Erwachsene

Von Cornelia Scherpe
6. Juli 2020

Eine Glutenunverträglichkeit wird in der Medizinwelt als Zöliakie bezeichnet und zählt zu den Autoimmunerkrankungen. Betroffene können Lebensmittel mit Gluten nicht gut verdauen. Es kommt bei ihnen zu chronischen Entzündungen im Darmtrakt. Die Dünndarmschleimhaut kann daraufhin viele Nährstoffe nicht mehr ideal aufnehmen, was die Ernährung insgesamt schwieriger macht. Nun hat eine Studie herausgefunden, dass Betroffene durch die Veränderungen im Darmtrakt sogar ein höheres Sterberisiko tragen.

Forscher aus Stockholm werteten das schwedische Sterberegister aus und zogen außerdem alle Daten der Erhebung ESPRESSO (kurz für Epidemiology Strengthened by histoPathology Reports in Sweden) hinzu. So konnten sie ermitteln, dass zwischen 1969 und 2017 insgesamt 49.829 Menschen im Land bei einer Darmbiopsie die gesicherte Diagnose Zöliakie erhalten hatten. Insgesamt verstarben in den 12,5 Jahren nach der Diagnose 6.596 dieser Patienten. Das entspricht einer Quote von 13,2 Prozent oder 9,7 Toten pro 1.000 Personen-Jahren. Vergleicht man dies mit gleichaltrigen Männern und Frauen ohne Zöliakie, zeigt sich ein Unterschied. In der Kontrollgruppe lag das Sterberisiko nur bei 8,6 Fällen pro 1.000 Personen-Jahren.

Sterberisiko kurz nach Diagnose am größten

Das Risiko war für alle Altersklassen mit Zöliakie erhöht, jedoch am höchsten für die 18- bis 39-Jährigen. Den Forschern zufolge liegt dies vermutlich an dem Umstand, dass die jüngeren Patienten ihre Diagnose noch nicht lange haben und entsprechend viele Jahre ohne Therapie hinter sich haben. Bei älteren Patienten ist eine Ernährungsumstellung meist seit Langem abgeschlossen und der Darmtrakt halbwegs stabilisiert. Dafür spricht, dass laut Erhebung das Sterberisiko im ersten Jahr nach der Diagnose am größten ist.

Am häufigsten starben die Zöliakie-Patienten an Herz-Kreislauf-Leiden sowie an Atemwegserkrankungen. Beides könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Autoimmunerkrankung insgesamt das Risiko für schwere Verläufe bei Infektionen erhöht. Die Studie stellte zudem erhöhte Risiken für Osteoporose, Typ-1-Diabetes und Lymphome fest.