Zu wenige Ärzte behandeln nach den "Leitlinien" von Expertengremien

Behandlungsstandarts sollen durch Leitlinien verbessert werden

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion
15. September 2008

Für rund 700 Krankheiten existieren in Deutschland Leitlinien von Expertengremien, die Ärzten in Praxen und Kliniken helfen könnten, ihre Behandlungen zu verbessern.

Leitlinien zur Verbesserung der Behandlung von Krebspatienten

Als Beispiel für einen segensreichen Behandlungsstandard nennt die "Apotheken Umschau" die "Leitlinie Mammakarzinom": Neunzig Prozent der Brustkrebspatientinnen, die danach behandelt werden, überleben mindestens fünf Jahre nach der Diagnose. Bei nicht nach diesem Standard therapierten Frauen sind es nur 55 Prozent.

Die Leitlinien gibt es in drei Qualitätsstufen, unterteilt nach der Datenbasis auf der die Empfehlungen beruhen. Die höchste Qualitätsstufe (S1) besitzen 52 von 718. Sie basieren auf der Auswertung oft Tausender Studien. Als S2 sind 109 Leitlinien eingestuft, hinter denen eine weniger breite Expertengruppe steht.

Kritik an der Behandlung nach Leitlinien

Der Rest (S3) wurde nur vom Vorstand einer Fachgesellschaft verabschiedet. Dass viele Ärzte die Leitlinien nicht anwenden, begründen sie damit, die Vorgaben würden ihre Therapiefreiheit zu sehr einengen. "Leitlinien bilden einen Behandlungskorridor, in dem sich der Arzt bewegen kann", hält Professor Edmund Neugebauer in der "Apotheken-Umschau" dagegen.

"Er sollte sich zwar möglichst daran halten, es gibt aber auch gute Gründe, von einer Leitleitlinie abzuweichen." Sich grundsätzlich danach zu richten, soll die Sicherheit in der Medizin verbessern.

Um sie anzuwenden, "muss der Arzt wissen, dass es sie gibt", sagt Neugebauer diplomatisch - offenbar wissen es viele nicht.

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