Zwangsrasuren bei Amisch-People sorgt für Streit

Wohlmöglich aus Rache, wollte der Anführer seiner Amisch-Gruppe durch Zwangrasur das Fürchten lehren

Von Marion Selzer
29. November 2011

In den USA herrscht ein haariger Glaubensstreit unter den Anhängern der religiösen Amisch-Gemeinschaft. Sieben Männer wurden von der US-Bundespolizei festgenommen, weil sie anderen ihrer Mitglieder gegen deren Willen Haupthaar und Bärte abgeschnitten hatten. Der Ursprung dieser christlichen Bewegung liegt in der Täuferbewegung, in der Gesichtshaare als heilig betrachtet wurden. Sollten die sieben Männer verurteilt werden, droht ihnen eine lebenslange Haft.

Rache an Andersdenkenden?

Wie der US-Fernsehsender CNN letzte Woche mitteilte, soll sich unter den Inhaftierten Samuel Mullet befinden, der Anführer einer abtrünnigen Amisch-Gruppe. Dieser sei bekannt dafür, dass er seine Gruppe unter strengen Bedingungen führe und auch verlange, dass in einem Hühnerkäfig geschlafen werde. Bei Nichtgehorsam werden Schläge angeordnet. Grund für das "Haarverbrechen" könne die Rache an den anders denkenden Mitgliedern der Gemeinschaft gewesen sein.

Trennung zwischen Staat und Kirche

Bereits seit dem 18. Jahrhundert wanderten immer mehr Amische, deren Ursprung in der Schweiz und Deutschland liegt, nach Amerika aus. Sie fordern eine klare Trennung zwischen Kirche und Staat und wurden deshalb in Europa oft verfolgt. Schätzungen zufolge sollen in den USA heute circa 250.000 Anhänger dieser Glaubensgemeinschaft leben.

So lebt die Amisch-Gemeinschaft

Die Mitglieder lehnen fast die gesamten Errungenschaften der modernen Technik ab, tragen altmodische Trachten und leben abgeschieden im Kreise von ihren Gemeinschaften. Sie verzichten auf Elektrizität, verfügen nicht über die Anbindung an das Abwassersystem und vermeiden das Fahren von Autos. Untereinander sprechen sie ein altertümlich klingendes Deutsch mit einem Pfälzer-Dialekt, weil die Vorfahren vieler von ihnen aus Süddeutschland stammen.