Ab sofort ist die "Pille danach" rezeptfrei erhältlich

Ärzte raten zur Vorsicht: Der neue Wirkstoff Ulipristalacetat ist noch nicht so gut erforscht

Von Cornelia Scherpe
8. Januar 2015

Die EU-Kommission hat entschieden und ihr Entschluss gilt für jedes Land innerhalb der EU: die "Pille danach" kann ab sofort von jeder Frau auch ohne Rezept vom Arzt geholt werden.

Das bedeutet, dass nach einem Verhütungsunfall nicht erst der Weg zum Frauenarzt oder an Wochenenden sogar ins Krankenhaus angetreten werden muss. Es genügt nach der Panne sofort in die Apotheke zu gehen und das Medikament direkt vom Apotheker zu verlangen.

Kritik durch die deutsche Politik

In Deutschland hatte sich die Regierung die letzten Jahre vehement gegen die Rezeptfreiheit der "Pille danach" gewehrt. Begründet wurde dies stets mit dem Argument, dass ohne Rezeptpflicht die Frauen zu sorglos mit dem Mittel umgehen könnten.

Da bei der "Pille danach" die Wirkstoffe noch stärker als bei normalen Pillen sind, ist die Angst vor schweren Nebenwirkungen durchaus berechtigt.

Pille nur mit Wirkstoff Ulipristalacetat rezeptfrei erhältlich

Die neue Regelung zur Rezeptbefreiung gilt allerdings nur für eine "Pille danach" der zweiten Generation. Die ältere Version mit dem gut erforschten Wirkstoff "Levonorgestrel" unterliegt in Deutschland weiterhin der Rezeptpflicht.

Dieser Widerspruch wird von Kritikern bereits bemängelt. Sinnvoller wäre es ihrer Meinung nach gewesen, die besser erforschte und damit sicherere Version freizugeben. Die EU-Kommission hat jedoch entschieden und Frauen erhalten beim Gang zum Apotheker ab sofort also nur die neuere Notfallverhütung mit dem Wirkstoff "Ulipristalacetat" ohne Rezept.

Unterschied zwischen Levonorgestrel und Ulipristalacetat

Die nun rezeptfreie "Pille danach" kann bis zu 120 Stunden nach der Verhütungspanne eingenommen werden und kostet etwa doppelt so viel wie die "alte" Pille. Diese kann man dagegen nur bis zu 72 Stunden später einnehmen.

Ärzte raten zur Vorsicht

Viele Frauenärzte sprechen sich dafür aus, dass trotz Befreiung vom Arzttermin betroffene Frauen wenigstens nach der Einnahme der "Pille danach" einen Arztbesuch vereinbaren. Die Medikamente können nachweislich lebensbedrohliche Nebenwirkungen haben und sollten nicht ohne ärztliche Betreuung genommen werden.