Amyotrophe Lateralsklerose: Betroffene haben vor Ausbruch der Krankheit mehr Hunger

Menschen erleben vor dem Ausbruch der Degenerationskrankheit eine Veränderung ihres Essverhaltens

Von Cornelia Scherpe
20. August 2015

Die amyotrophe Lateralsklerose, kurz ALS, zählt zu den Degenerationskrankheiten. Bei Betroffenen sterben nach und nach immer mehr Nervenzellen ab, die man für gezielte Muskelbewegung benötigt. Diese Untergruppe der Nervenzellen nennt man auch Motorneurone. Was die ALS auslöst, ist bisher nicht bekannt.

Aus diesem Grund forschen Wissenschaftler weltweit nach der Ursache und nach den genauen Symptomen. Nun haben Mediziner eine Entdeckung gemacht, die bei der Früherkennung helfen könnte und die Abläufe im Körper während der Krankheit genauer beleuchtet.

Veränderte Essgewohnheiten vor Krankheitsausbruch

Für eine Studie füllten 674 Betroffene einen Fragebogen aus und beschrieben so im Detail ihre Ernährungsweise. Insgesamt wurde nach 199 verschiedenen Nahrungsmitteln gefragt. 2.093 weitere Teilnehmer ohne ALS füllten den gleichen Fragebogen aus und dienten so als Kontrollgruppe.

Es zeigte sich, dass Menschen mit amyotropher Lateralsklerose offenbar kurz vor ihrem Krankheitsausbruch eine Veränderung im Essverhalten an den Tag gelegt hatten. Sie nahmen plötzlich (ohne anderen ersichtlichen Grund) mehr zu sich. Der Hunger war gestiegen und führte vor allen Dingen zum Griff fettiger Lebensmittel.

Erhöhter Energiebedarf des Körpers

In der gesunden Kontrollgruppe lag der durchschnittliche Verbrauch an Kilokalorien bei 2.119 pro Tag. Kurz vor dem Ausbruch der ALS kamen die Betroffenen dagegen auf 2.258 Kilokalorien täglich. Bezeichnend ist dabei der Blick auf das Körpergewicht. Obwohl die ALS-Patienten mehr aßen, stieg ihr Gesamtkörpergewicht nicht. Es blieb im Schnitt bei einem BMI von 25,7. Zum Vergleich: In der Kontrollgruppe betrug der Durchschnittswert 26.

Die Mediziner ziehen daraus den Schluss, dass beim Beginn der amyotrophen Lateralsklerose der Energiebedarf im Körper steigt. Daher essen die Patienten mehr und nehmen dabei nicht zu, da die Energie direkt verbraucht wird. Ob die Ernährung bei bestehender ALS weiterhin verändert ist, oder einen Einfluss auf die Krankheit an sich hat, muss noch erforscht werden.