Angesehener Frauenarzt nutzte Vertrauen von Patientinnen aus: Gefängnisstrafe wegen Vergewaltigung

Von Ingrid Neufeld
21. Februar 2014

Der 70-jährige Frauenarzt André H. stand vor einem französischen Schwurgericht, weil ihm Vergewaltigung und sexueller Gewalt gegenüber Patientinnen vorgeworfen worden war.

Missbrauch von Patientinnen

Er galt als "Experte für künstliche Befruchtungen" und war ein angesehener Frauenarzt. Zahlreiche Frauen sahen in ihm ihren Rettungsanker bezüglich ihres Kinderwunsches, da er Spezialist für die "In-Vitro-Fertilisation" war.

In seiner Praxis hing ein Schild, das Patientinnen Vertrauen einflößen sollte: "Trust me, I'm a doctor" (Vertrauen Sie mir, ich bin Arzt). Doch der Arzt enttäuschte dieses Vertrauen schwer.

Mehrjährige Haftstrafe und Berufsverbot

Ihm konnte der Missbrauch und Vergewaltigungen von sechs Patientinnen nachgewiesen werden. Die Verteidigung plädierte auf eine Verurteilung wegen sexueller Übergriffe, denn nur diese hatte er zugegeben. Doch das Gericht sah das anders. Er wurde in allen Anklagepunkten für schuldig befunden. Dafür erhielt er eine Gefängnisstrafe von acht Jahren, zusätzlich ein Berufsverbot.

Späte Reaktion der Ärztekammer trotz jahrelanger Beschwerden

Schon 2013 reagierte die Ärztekammer und schloss ihn aus. Doch wird dieser vorgehalten, viel zu spät diese Beschwerden ernst genommen zu haben. Denn schon 1985 gingen Beschwerden bei der Ärztekammer ein. 1988 erfolgte die erste formelle Anzeige.

Bei der Justiz wurde allerdings erst 2005 Anzeige erstattet. Sechs Vergewaltigungsopfer wurden in der Verhandlung berücksichtigt, 27 weitere Fälle waren bereits verjährt.