Anhaltende Schmerzen vernebeln das Zahlenverständnis

Studie deckt auf: Dauerhafte Schmerzen beeinträchtigen die Fähigkeit des Zahlensinns deutlich

Von Cornelia Scherpe
24. Oktober 2014

Man muss kein Mathematiker sein, um ein grundlegendes Zahlenverständnis zu haben. Der Zahlensinn sitzt beim Menschen im präfrontalen und im parietalen Kortex. Beide Hirnbereiche arbeiten zusammen, wenn wir etwa Entfernungen schätzen, oder Beschwerden auf einer Zahlenskala einordnen.

Studie mit Schmerzpatienten

Forscher haben nun herausgefunden, dass anhaltende Schmerzen die Fähigkeit des Zahlensinns deutlich beeinträchtigen. Sie arbeiteten dafür mit Patienten, die entweder akute oder chronische Schmerzen hatten. Alle sollten ihre Beschwerden auf einer Schmerzskala einordnen. Die 203 Menschen mit anhaltenden Schmerzen gaben dabei höhere Werte an als die 122 Menschen mit akuten Schmerzen.

Dieses Ergebnis ist natürlich noch nicht eindeutig, da anhaltende Beschwerden subjektiv schlimmer empfunden werden könnten; allein weil Sie jeden Tag präsent sind. Daher führte man einen weiteren Test mit 150 Patienten durch. 50 Probanden hatten chronischen und 50 Teilnehmer akute Schmerzen. Weitere 50 Menschen waren völlig gesund. Alle sollten nun Entfernungen auf einer Strecke schätzen. Beginn und Ende der Strecke waren mit 0 und 100 gekennzeichnet und es galt, Zahlen wie 70 oder 33 einzuordnen.

Dies gelang den Gesunden und Menschen mit akuten Schmerzen deutlich besser als jenen mit anhaltenden Beschwerden. Der Zahlensinn war also auch in diesem Versuch getrübt. Andersherum blieb das Ergebnis ebenso bestehen, wenn Punkte auf der Strecke markiert waren und die Probanden dazu Zahlen schätzen sollten.

Subjektive Schmerzskala fragwürdig

In beiden Versuchen lag jeder dritte chronische Schmerzpatient daneben. Von den Gesunden und Patienten mit akuten Schmerzen lag nur jeder Zehnte daneben. Als in einem letzten Versuch alle die Mitte der Strecke markieren sollten, lagen jene mit Dauerschmerz im Schnitt näher am Ende der Strecke. Das deckt sich mit der Beobachtung, dass auf einer Schmerzskala meist ein hoher Wert angegeben wird.

Aufgrund der Experimente halten es die Forscher für fragwürdig, Schmerzpatienten auf einer subjektiven Zahlenskala zu bewerten.