Autisten fürchten sich vor dem Augenkontakt

Für Autisten ist es unangenehm, sich auf die Augen des Gegenübers zu konzentrieren

Von Ingrid Neufeld
7. Februar 2013

Wenn Menschen andere Menschen kennenlernen, kommunizieren sie in der Regel mit den Augen. Wer allerdings unter Autismus leidet, meidet Augenkontakt. Nach Angaben von Schweizer Forschern liegt das nicht an einer mangelnden Fähigkeit der Gesichtswahrnehmung, sondern daran, dass diese soziale Stimulanz unangenehme Gefühle in einem Autisten weckt.

Gestörte Gesichtsverarbeitung

Die Gesichtserkennung ist bei Autisten grundsätzlich schlecht ausgeprägt. Ihnen fehlt die Fähigkeit, auf die Augenpartie anderer zu achten. Laut Hirnforscher ist dafür eine unterschiedliche Verarbeitung von aufrechten und umgekehrten Gesichtern im Gehirn verantwortlich.

Die Schweizer Forscher unternahmen einen Versuch mit einem Foto, das in Photoshop ein Gesicht zeigte, auf dem Augen und Mund um 180 Grad gedreht wurden. Das Bild wirkte also entstellt. Durch eine Drehung auf den Kopf jedoch, hatte man einen normalen Eindruck des Gesichtes.

Autisten wurden dazu im Kernspintomographen untersucht. Dabei erlagen die Probanden der Illusion. Wenn die Forscher allerdings deren Aufmerksamkeit auf die Augen der verunstalteten Bildern lenkten, erleichterte das den Autisten, die entstellten Bilder zu erkennen.

Das geschieht im Gehirn

Die Forscher maßen die Reaktionen im Gehirn und stellten eine erhöhte Reaktion in der Amygdala, die Hirnregion, die für das Stress- und Angszentrums zuständig ist, fest. Anscheinend ist es für Autisten unangenehm, sich auf die Augen zu konzentrieren. Damit meinen die Forscher den Grund dafür gefunden zu haben, wenn Autisten den Augenkontakt meiden.

Dadurch können sie natürlich auch Gesichter schlechter erkennen. Als Verhaltenstherapie empfehlen die Forscher deshalb ein gezieltes Lenken auf die Augenpartie, um damit den Autisten zu helfen, soziale Kontakte besser herstellen zu können.