Bekanntes Krebs-Gen hilft gegen Lungenkrebs

In Kombination mit dem Gen "Kras" wird aus dem Krebs-Wachstumsförderer ein Unterdrücker

Von Cornelia Scherpe
9. März 2015

Forscher haben eine Entdeckung gemacht, die einmal mehr zeigt, wie widersprüchlich es auch in der Medizin zugehen kann und das man auf jedes Detail achten muss. Das bekannte Gen "Stat3" ist bei Ärzten gefürchtet als Wachstumsgen für Krebs.

Doch offenbar hat dasselbe Gen auch noch eine krebshemmende Funktion; zumindest dann, wenn es in Kombination mit einem anderen Gen auftritt. Die Aggressivität der Krebszellen wird durch Stat3 dann gehemmt, was die Prognose messbar verbessert. Das bringt den Grundsatz ins Wanken, beim Finden des Gens dieses nach Möglichkeit immer auszuschalten, um dem Krebspatienten zu helfen.

Vom Wachstumsförderer zum Unterdrücker

Die Forscher schauten sich die Funktion des Gens im Labor genauer an. Dabei fanden sie heraus, dass das Tumorgen vom Wachstumsförderer zum Unterdrücker des Tumors wird, wenn ein weiteres Gen auf ganz bestimmte Weise verändert ist: das Gen "Kras".

Liegt dieser Fall vor, wird Stat3 zum Tumorhemmer. Dies zeigte sich auch im Experiment mit Mäusen. Als man den Tieren menschliche Tumorzellen des Lungenkrebs gab und Kras entsprechend veränderte, wurde das Tumorwachstum bei aktivem Stat3 gehemmt.

Entfernte man Stat3, wie es in der Medizin eigentlich zum Wohl der Krebspatienten angestrebt wird, wuchs der Tumor umso aggressiver. Aus der Humanmedizin weiß man, dass vor allen Dingen Raucher mit höherer Wahrscheinlichkeit das veränderte Kras-Gen tragen. Das macht sie zur Risikogruppe.

Vorsicht bei (ehemaligen) Rauchern

Aufgrund dieser Erkenntnis sollten Raucher keine Medikamente bekommen, die Stat3 hemmen. Dadurch wächst nur die Gefahr, dass aus Krebsvorstufen handfeste Tumoren werden. Die Warnung gilt auch für Menschen, die das Rauchen inzwischen aufgegeben haben, so die Forscher.

Bisher gibt es für Lungenkrebspatienten mit der speziellen Mutation im Kras-Gen keine alternative Behandlungsmethode. Daher wird in Krankenhäusern bisher auch nicht auf die Mutation hin gescannt. Die Forscher sprechen sich dafür aus, das zu ändern und einen passenden Test in die Untersuchungen mit aufzunehmen.