Bewerbung um Spenderniere bei Facebook? Organsuche im Internet umstritten

Eigeninitiative durch Spendersuche im Internet auf dem Schmalen Grad zwischen Mut und Unfairness

Von Nicole Freialdenhoven
8. Mai 2015

Für Schlagzeilen sorge in diesem Frühling ein ungewöhnlicher Spendenaufruf bei Facebook: Statt Geld für Waisenkinder zu sammeln, suchte der Belgier Roel Marien auf diesem Weg eine neue Niere. Der Spender sollte idealerweise zwischen 18 und 45 Jahre alt sein und die Blutgruppe A negativ haben. Innerhalb eines Monates hatten sich acht Facebook-Kontakte gemeldet, die zur Lebendspende bereit waren.

Eigeninitiative versus Warteliste

So weit, so erfreulich. Doch dann machte ihm das Universitätsklinikum Leuven in Belgien einen Strich durch die Rechnung: Die Ärzte lehnten die Operation ab, weil eine auf diese Weise erlangte Organspende ungerecht sei. Marien musste zurück auf die Warteliste.

In einem ähnlichen Fall hatte das Universitätsklinikum Amsterdam weniger Bedenken gezeigt: Auch in den Niederlanden hatte ein Mann über Facebook nach einer Spenderniere gesucht und mehrere Angebote erhalten. Eine Spenderin wurde von den Ärzten ausgewählt, die die Transplantation erfolgreich vornahmen.

Fairness und Gefahren

Die Meinungen zu diesem Thema gehen auseinander. Die belgischen Ärzte in Leuven empfanden es als "unfair", dass sich ein Patient mittels erfolgreicher Präsentation in den sozialen Netzwerken einen Vorteil verschaffte und fürchten sogar, dass auf diese Weise der Organhandel gestärkt wird.

Ihre niederländischen Kollegen sahen das pragmatischer: Wer im Privatleben sehr kontaktfreudig sei und einen großen Freundeskreis habe, tut sich auch "offline" leichter, Hilfe zu finden, als eine introvertierte oder schüchterne Person.