Bio statt mechanischer Klappe: Junge Patienten profitieren von biologischen Herzklappen

Studien vergleichen Risiken und Nutzen von Mechanik- und Bio-Herzklappen-Implantaten

Von Cornelia Scherpe
17. April 2015

Lange Zeit war das konventionelle Vorgehen ganz klar. Benötigt ein Patient eine neue Herzklappe, schaut der Arzt zunächst auf das Alter des Betroffenen. Jüngere Menschen (gemeint sind damit alle bis 69 Jahre) erhalten in der Mehrheit der Fälle ein mechanisches Implantat und Ältere eine biologische Ersatzklappe.

Haltbarkeit der Ersatz-Klappen

Der Grund dafür: Bio-Herzklappen haben eine vergleichsweise kürzere Haltbarkeit als mechanische Klappen. Bei jungen Patienten ist daher die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie älter werden als die Haltbarkeit der Bio-Ersatzklappe. Im schlimmsten Fall kann das den verfrühten Tod zur Folge haben, oder es ist mindestens eine weitere Herz-OP notwendig.

Die Leitlinien könnten sich nun jedoch ändern, denn in den letzten Jahren hat sich durch die vorangeschrittene Technik die durchschnittliche Haltbarkeit der biologischen Ersatzklappen stark erhöht. Wie gut daher auch jüngere Patienten von Bio statt Mechanik profitieren, hat eine US-Studie ermittelt.

Studie über Langzeitüberleben

Insgesamt hat man die Daten von 3.433 jüngeren Patienten genommen, die zwischen 50 Jahren und 69 Jahren alt waren. Verglichen wurde diese Gruppe mit 664 vergleichbaren Patienten, die eine mechanische Herzklappe und 664 Patienten, die eine Bio-Herzklappe bekommen hatten.

So konnte man ermitteln, wie gut das Überleben der Mechanik-Gruppe und der Bio-Gruppe im Vergleich zu einer Durchschnittsgruppe ist. Die Forscher schauten zunächst auf das Langzeitüberleben. Hierbei fand man keinen nennenswerten Unterschied zwischen den Gruppen. Nach 15 Jahren lebten 57,5 Prozent der Mechanik-Gruppe und 59,9 Prozent der Bio-Gruppe.

Komplikationen und Risiken im Vergleich

Allerdings wurde ein Unterschied deutlich, als man auf Schlaganfälle als Komplikation achtete. Bei Patienten mit mechanischer Klappe kam man auf 14 Prozent, bei der Bio-Ersatzklappe dagegen nur auf 6,8 Prozent. Zudem stieg für Träger einer mechanischen Herzklappe das Blutungsrisiko auf 14,9 Prozent, während es in der Bio-Gruppe nur bei neun Prozent lag.

Grund ist hier, dass man bei einer mechanischen Klappe nach der OP Gerinnungshemmer schlucken muss. Die Haltbarkeit der künstlichen Klappe ist dennoch noch immer größer. Innerhalb von 15 Jahren waren hier in fünf Prozent der Fälle neue OPs notwendig. Bei Bio liegt man bei 11,1 Prozent.