Bluttest macht Alzheimer-Diagnose bereits Jahre vor den ersten Symptomen möglich
Die einfache Blutanalyse war in einem Test genauso aussagekräftig wie eine aufwendige Liquoruntersuchung
Morbus Alzheimer geht mit einem starken Abbau der geistigen Fähigkeiten einher. Bislang gibt es weder eine Heilung, noch wird die Krankheit immer frühzeitig erkannt. Prinzipiell ist die Früherkennung zwar möglich, jedoch nur mit einer MRT (Magnetresonanztomografie) oder PET (Positronen-Emissions-Tomografie) sowie einer Liquoruntersuchung. Diese Tests werden selten auf Verdacht durchgeführt. Daher wird oft erst dann die Diagnose gestellt, wenn die Betroffenen typische Symptome im Alltag zeigen. Das könnte sich jedoch mit einem neuen Bluttest ändern.
Am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Tübingen haben Wissenschaftler einen Test entwickelt, der nur eine klassische Blutentnahme notwendig macht. Das Blut wird im Labor untersucht und dabei NfL gesucht. Das Kürzel steht für "neurofilament light chain". Dabei handelt es sich um einen Bestandteil der Axonen, die bei Alzheimer zerfallen. Die abgestorbenen Nervenzellen aus dem Gehirn geben einen Teil ihres Zytoskeletts ins Blut ab und lassen sich daher so nachweisen.
Alzheimer-Bluttest sehr erfolgreich
Wie aussagekräftig die Blutanalyse ist, wurde nun mit 405 Freiwilligen getestet. Es nahmen Kinder von Alzheimerpatienten teil, bei denen eine Genomanalyse gezeigt hatte, dass sie Risikogene für die Krankheit in sich tragen. Geschwister ohne diese Gene dienten als Kontrollgruppe, denn deren Risiko für ein frühes Alzheimerleiden war unwahrscheinlich.
Die Blutanalyse war tatsächlich in der Lage, NfL im Blut der Risikogruppe nachzuweisen und zwar im Schnitt 6,8 Jahre vor dem Auftreten der ersten Symptome. Diese Früherkennung ist bislang nur mit der Liquoruntersuchung möglich. Konnten die Forscher zudem mehrere Blutanalysen einer Person über die Jahre hinweg vergleichen, gelang noch eine deutlich frühere Erkennung: 16,2 Jahre vor den ersten Alzheimer-Symptomen schlug der Test an.
Damit ist die Blutuntersuchung nicht nur einfacher in der Anwendung, sie ist sehr aussagekräftig und theoretisch auf andere degenerative Hirnerkrankungen anwendbar. Die Forscher wollen klären, ob auch die Multiple Sklerose oder die Auswirkungen eines Schlaganfalls so messbar werden.