Botox: Hoffnung für Depressive?

Eine Behandlung mit dem Nervengift hilft nicht nur gegen Falten, sondern auch auf das Gemüt

Von Katharina Cichosch
5. März 2012

Botolinumtoxin-A, kurz Botox, war bisher eher als Faltenkiller in Erscheinung getreten. Dabei wird das bakteriell gewonnene Nervengift in die betroffene Hautpartie gespritzt, wo es die hier befindlichen Mimikfalten glätten kann.

Botox-Injektion versus Placebo

Wissenschaftler aus Deutschland und der Schweiz haben jetzt eine völlig neue Einsatzmöglichkeit von Botolinumtoxin entdeckt. Die zugehörige Studie wurde von der Medizinischen Hochschule Hannover in Zusammenarbeit mit den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel durchgeführt.

Dabei wurden 30 unter Depressionen leidende Probanden ausgewählt. Ein Teil dieser Probanden erhielt Botox-Injektion, die Vergleichsgruppe ein Placebo.

Einfluss auf das Gemüt

Die Ergebnisse sind verblüffend: Schon nach sechs Wochen besserte sich die Gemütslage jener Patienten, die mit Botox behandelt wurden, deutlich. Besonders erstaunlich ist dies angesichts der Tatsache, dass Antidepressiva bei den Betroffenen zuvor nur wenig Wirkung zeigen konnten.

Erklärt werden könnte dieser Effekt durch eine Art körperliches Feedback: Dabei nimmt man an, dass versteinerte und verkrampfte Gesichtszüge nicht nur Ausdruck von beispielsweise Anspannung sind, sondern umgekehrt auch Anspannung erzeugen können. Die These ist umstritten, könnte aber ein wichtiger Baustein im Verständnis der Wirkungsweise von Botox auf das Befinden depressiver Patienten sein.