Bypass nach dem Herzinfarkt: zusätzliche Arbeit an den Mitralklappen nutzlos

Erhöhtes OP-Risiko und wenig Nutzen durch Reparatur der Mitralklappen

Von Cornelia Scherpe
26. November 2014

Wer einen Herzinfarkt überlebt, muss sich in manchen Fällen einer Operation unterziehen. Der Chirurg legt dabei einen Herz-Bypass, um das geschwächte Herz in seiner Arbeit zu unterstützen.

Risiko einer Mitralklappen-Reparatur tragbar?

Nicht selten führen die Ärzte dabei zusätzlich eine Reparatur der Mitralklappen durch. Der Herzinfarkt führt bei vielen Patienten dazu, dass diese Klappen nicht mehr richtig schließen. Da die linke Herzkammer durch den Infarkt vergrößert ist, werden die Mitralklappen entsprechend angepasst.

Dieser zusätzliche Eingriff erfordert allerdings eine Öffnung des Herzmuskels, was wiederum die Risiken der OP ansteigen lässt. Die Frage ist daher, ob sich die zusätzliche Arbeit für den Patienten wirklich auszahlt. Eine Studie mit 301 Patienten kommt zum Schluss, dass die Maßnahme keine Vorteile für die Betroffen bringt.

Die 301 Menschen waren nach einem Herzinfarkt in die Klinik gekommen und benötigten eine Bypass-OP. Bei jedem schlossen auch die Mitralklappen nicht mehr ideal, sodass der zusätzliche Eingriff im Raum stand. Man bildete zwei Gruppen und führte bei allen den Bypass und bei rund der Hälfte außerdem die Reparatur der Mitralklappen durch.

Mehraufwand während der Operation nicht gerechtfertigt

Die durchschnittliche Operationszeit lag bei alleinigem Bypass bei 75 Minuten und verlängerte sich in Gruppe 2 auf 117 Minuten. Notwendig war die Herz-Lungen-Maschine für 106 Minuten in Gruppe 1 und 163 Minuten in Gruppe 2.

Nach der Operation verfolgte man den medizinischen Gang der Patienten und konnte keine Vorteil für die Mitralklappen-Reparatur festhalten. Nach einem Jahr lag die Sterblichkeit in der Bypass-Gruppe bei 7,3 Prozent und in der Kombi-Gruppe bei 6,7 Prozent. Das ist ein verschwindend geringer Unterschied, der den Mehraufwand und das erhöhte OP-Risiko nicht rechtfertigt.

Komplikationen traten bei zusätzlicher Mitralklappen-Reparatur in 9,6 Prozent der Fälle auf, in der Gegengruppe dagegen nur in 3,1 Prozent der Fälle. Außerdem gab es nach der OP mehr Hirninfarkte: vier Prozent statt 1,3 Prozent.