Demenz-Kranke und Schmerzen: Viele erhalten zu selten Schmerzmittel

Von Cornelia Scherpe
6. Dezember 2013

Menschen mit Demenz haben es in mehrfacher Hinsicht oft nicht leicht. Durch ihre Demenzkrankheit können sie sich beispielsweise den Menschen in ihrer Umwelt nicht mehr richtig mitteilen. Haben Sie irgendwo im Körper Schmerzen, können sie das selten klar ausdrücken, sondern fallen eher durch aggressives Verhalten oder kompletten Rückzug auf.

Dies ist für die Angehören und die Pflegekräfte oft nicht einfach. Immer wieder kommt es vor, dass die Demenz-Patienten Antidepressiva und Antipsychotika bekommen, da man ihr Verhalten auf eine seelische Störung und nicht auf körperliche Schmerzen zurückführt.

Demenzkranke erhalten weniger Schmerzmittel als Gesunde

Wie oft es vorkommt, dass die Patienten nicht die notwendigen Schmerzmittel bekommen, hat eine Studie aus Frankreich untersucht. Insgesamt hatte man 175 Pflegeheime besucht und dort die Situation von 6.275 Senioren genauer analysiert. Der überwiegende Teil war weiblich und die Damen waren im Schnitt 82 Jahre alt. Die Pflegekräfte vor Ort gaben an, dass rund die Hälfte der Probanden an Demenz litt.

Nun verglich man, welche Medikamente an die Senioren vergeben wurde und dabei stellte sich ein großer Unterschied heraus. Insgesamt konnte man nachweisen, dass 674 der Demenzkranken an körperlichen Schmerzen litten, doch nur 42,3 Prozent dieser Patienten bekam ein Schmerzmittel. Senioren ohne Demenz erhielten die Medikamente dagegen immerhin in 52 Prozent der Fälle.

Patienten erhalten häufig Antidepressiva

Noch gravierender war, dass keine ausreichende Protokollierung der Schmerzen erfolgte. Ein solches sogenanntes "Monitoring" fand gerade einmal in neun Prozent der Fälle statt. Oft gaben die daraufhin befragten Pflegekräfte an, dass sie schon vermutet hatten, dass die Patienten körperliche Schmerzen haben, doch sie halten sich oft mit Schmerzmitteln zurück. Manche gingen auch davon aus, dass Schmerzen zum Altern dazugehören und die Medikamente unnötig sind. Mit Medikamenten gegen seelische Leiden war man dagegen sehr großzügig.

Demenzpatienten bekamen in 45 Prozent der Fälle Antidepressiva und in 46,1 Prozent der Fälle Beruhigungsmittel. Senioren ohne Demenz lagen hier bei 41,5 Prozent und 43,3 Prozent.