Depressionen bei Jugendlichen: Soziale Medien und Serien problematischer als Gaming
Kanadische Studie untersuchte den Einfluss sozialer Netzwerke, TV-Serien und Games auf das Depressionsrisiko
Viele Eltern sehen es mit großem Misstrauen, wenn ihr Kind viele Stunden täglich am PC sitzt oder auf das Smartphone starrt. Gesundheitliche Risiken werden seit längerer Zeit diskutiert, doch abschließende Forschungsmeinungen gibt es bislang wenige. Vor allem Langzeituntersuchungen fehlen noch. Eine aktuelle Studie aus Kanada nähert sich dem Phänomen einmal mehr und kommt zu interessanten Schlüssen.
In Montreal wurden an 31 Schulen insgesamt 3.826 Schülerinnen und Schüler über die Schuljahre hinweg begleitet. Sie besuchten die Jahrgangsstufen sieben bis elf und wurden in regelmäßigen Abständen zu ihrem PC- und Smartphonegebrauch befragt. Zudem gaben sie über einen Fragebogen mit sieben Punkten an, wie sie sich fühlten. So konnten die Forscher das Depressionsrisiko einschätzen.
Soziale Medien sorgen für Unsicherheit
Die Auswertung zeigte, dass vor allem Kinder, die viel in sozialen Netzwerken unterwegs waren, eine messbare Gefährdung verspürten. Mit jeder Stunde täglich wuchs auch das Risiko. Die Forscher erklären dies mit der Theorie "upward social comparison", bei der man sich mit der meist inszenierten Darstellung anderer vergleicht und sich minderwertiger fühlt. Vor allem Jugendliche werden dabei schnell bezüglich ihres Körpers oder auch ihres Könnens verunsichert.
Serien machen einsam
Zudem fanden die Forscher eine Verbindung zwischen Depressionen und Serien. Wer regelmäßig einen Serienmarathon betrieb und in kurzer Zeit Staffel um Staffel sah, zeigte depressive Muster. Das einsame Ansehen von Filmen und Serien verringert die Zeit, die aktiv mit anderen Menschen verbracht wird, was depressive Phasen begünstigen kann.
Gemeinschaft unter Gamern
Hingegen blieb der oft von Eltern erwartete Zusammenhang zwischen Gaming und Depressionen aus. Die Bildschirmzeit allein ist es also nicht, um die man sich Gedanken machen muss. Gamer zeigten sich oft gut vernetzt mit Gleichgesinnten und spielten vor allem online gerne gemeinsam. Daraus entstanden nicht selten Freundschaften. In der Gaming-Gruppe fiel maximal ein verringertes Selbstvertrauen der Jugendlichen auf. Mentale Einbrüche wie bei den anderen erlitten sie aber nicht öfter als Jugendliche ohne lange Bildschirmzeit.