Der Ein-Hemisphären-Schlaf: Forscher ermitteln, warum Menschen im fremden Bett oft schlecht schlafen

Das Unterbewusstsein des Menschen bedient sich einem Trick, der Tiere im Schlaf vor Fressfeinden schützt

Von Cornelia Scherpe
26. April 2016

Viele nicken bestätigend, wenn man davon erzählt, wie schlecht die erste Nacht im Gästezimmer der Freunde, im Hotel, oder auch der neuen Wohnung war. Offenbar lässt erholsamer Schlaf in fremder Umgebung gern länger auf sich warten. Doch warum ist das so?

Mangelhafte Schlafqualität in fremden Betten

Forscher aus den USA haben sich dieser Frage gewidmet und können dank 35 Freiwilligen im Schlaflabor bestätigen, dass der schlechte Schlaf keine Einbildung ist. Tatsächlich ist es die linke Hirnhälfte, die in fremden Betten für eine mangelhafte Schlafqualität sorgt. Es handelt sich um ein Überbleibsel aus der frühen Menschheitsgeschichte und damit um einen Instinkt, den man kaum kontrollieren kann.

Die ungewohnte Umgebung sorgt im Unterbewusstsein für Stress. Das bemerkt man bereits am Tage, wenn man einmal inne hält und in sich geht. Der gesamte Mensch ist aufmerksamer, teils angespannt und achtet viel mehr als Zuhause auf alles, was gesagt und getan wird. Soll man nun nachts zur Ruhe gehen, begibt man sich in einen äußerst verletzbaren Zustand, denn wenn man schläft, werden akute Gefahren im Tiefschlaf nicht bemerkt.

Der Trick des Unterbewusstseins

Das Unterbewusstsein ist sich dessen voll bewusst und greift daher zu einem Trick. Obwohl man schläft, erreicht die linke Gehirnhälfte keinen Tiefschlaf. Sie bleibt so aktiv, dass bei Geräuschen in der Nacht, Berührungen am Bett etc. der Betreffende viel schneller aufwacht. Diese Sicherheit bezahlt der Schlafende allerdings mit der mangelnden Schlafqualität und ist am nächsten Morgen nicht so ausgeschlafen wie erhofft.

Das Phänomen ist im Tierreich bereits gut bekannt und wird von Forschern "Ein-Hemisphären-Schlaf" genannt. Viele Vögel schlafen auf diese Weise, um trotz Nachtruhe schnell auf Fressfeinden reagieren zu können. Die Erkenntnis, dass auch der Mensch dazu in der Lage ist, ist völlig neu.