Der Fall Maria lässt alte Vorurteile über Roma aufleben

Von Dörte Rösler
31. Oktober 2013

Kinderräuber und Kriminelle - diese Klischees haften Sinti und Roma seit Jahrhunderten an. Im Fall der blonden Maria waren aber sogar Vertreter von Roma-Verbänden überrascht, wie schnell sich das alte Vorurteil wieder heraufbeschwören ließ. Die aktuellen Schlagzeilen werfen deshalb nicht nur ein Licht auf fremde Familienstrukturen, sie zeigen auch, wie tief verwurzelt unser Ressentiment ist.

Weder Menschenraub noch Kindergeld-Betrug

Der Vorwurf des Menschenraubs ist mittlerweile vom Tisch. Nachdem die leiblichen Eltern des Mädchens in Bulgarien ausfindig gemacht wurden, tritt auch das Thema Menschenhandel in den Hintergrund. Selbst zum Kindergeld-Betrug wurde die blauäugige Maria nicht missbraucht. Zwar kassierten ihre griechischen Zieh-Eltern unrechtmäßig Geld für Kinder, die es gar nicht gab - aber das hellhäutige Mädchen hielten sie vor den Behörden verborgen.

Trostlose Aussichten für Maria

Es handelt sich also eher um eine Geschichte von Menschen, die sich in einem Teufelskreis aus Armut und Isolation befinden, unterstützt von kriminellem Handeln. Politische Programme, um die rund neun Millionen Sinti und Roma in Europa zu integrieren, zeigten bisher wenig Erfolg. Darum sind auch die Aussichten für die kleine Maria alles andere als gut. Auch wenn sie nach Bulgarien zurückkehrt, wird sie in einem sozialen Ghetto leben. Ohne Schulbildung, ohne Beruf und darum auch ohne Chance, die alten Vorurteile zu widerlegen.